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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-432556
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.43255
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 2 Juni 2020 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Michael Melter |
Tag der Prüfung: | 26 Mai 2020 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin |
Stichwörter / Keywords: | Dreimonatskoliken, infantile colic |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 43255 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Dreimonatskoliken (DMK) beschreiben zeitlich begrenztes, exzessives Weinen und Quengeln bei ansonsten gesunden Säuglingen. Sie betreffen viele Familien, bedeuten einen großen Belastungsfaktor für das Familienzusammenleben und sind ein relevantes Thema für Kinder, Eltern und Kinder- und Jugendärzte (w/m/d). Dennoch bestehen bezüglich Definition, Ursache, Risikofaktoren und Folgen noch ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Dreimonatskoliken (DMK) beschreiben zeitlich begrenztes, exzessives Weinen und Quengeln bei ansonsten gesunden Säuglingen. Sie betreffen viele Familien, bedeuten einen großen Belastungsfaktor für das Familienzusammenleben und sind ein relevantes Thema für Kinder, Eltern und Kinder- und Jugendärzte (w/m/d). Dennoch bestehen bezüglich Definition, Ursache, Risikofaktoren und Folgen noch zahlreiche Unklarheiten.
In dieser Arbeit wurde untersucht, wie hoch die Prävalenz der DMK nach unterschiedlichen Definitionen in der Geburtskohorte KUNO Kids (Stand Datensatz 26.11.2018, N = 1191) ausfällt. Die Kriterien wurden in der KUNO Kids Gesundheitsstudie einmal im 4-Wochen-Fragebogen (F4W) prospektiv und einmal im 6-Monats-Fragebogen (F6M) retrospektiv erfragt. Außerdem wurden mittels logistischer Regressionen diskutierte Risikofaktoren geprüft und mögliche Folgen der DMK ermittelt. Eine deutlich kleinere, zuvor kolikauffällige Subpopulation (N = 196), diente der Erhebung einer Verlaufskontrolle zwischen 4. Lebenswoche und 7. Lebensmonat und weiterer Einzelheiten bezüglich der DMK.
Nach 4 Lebenswochen ergab sich eine Prävalenz von 7 % nach Wessel-Kriterien, 15 % nach modifizierten Wessel-Kriterien und 7 % nach subjektiver Einschätzung der Mutter. Retrospektiv im 7. Lebensmonat erhoben, stellten sich die Prävalenzen nach Wessel-Kriterien mit 19 % und nach subjektiver Einschätzung der Mutter mit 11 % dar. Sinnvoll wäre es, in Zukunft eine einheitliche Definition der DMK und vergleichbare Erhebungszeitpunkte zu etablieren. In Bezug auf die subjektive Einschätzung der Mutter zeigte sich, dass diese nicht willkürlich ausfällt und einen zuverlässigen Parameter darstellen kann.
Bei zwei der geprüften Risikofaktoren – Frühgeburtlichkeit und Antibiotikagabe zur Geburt – konnten signifikante Assoziationen zum Auftreten der DMK festgestellt werden.
Zwischen Häufigkeit der (Kinder-)Arztbesuche und der Erfüllung der DMK-Kriterien ließ sich kein signifikanter Zusammenhang zeigen. Allerdings fanden sich hoch signifikante Assoziationen zwischen elterlichem Stressempfinden bzw. dem Empfinden besonderer Belastungen und den DMK. Die Angabe von Unsicherheiten im Umgang mit dem Kind stellte sich ebenfalls als signifikant assoziiert mit dem Erfüllen der DMK-Kriterien heraus. Der Zusammenhang von DMK und psychischer Belastung bzw. Unsicherheit der Eltern ist also deutlich. Fraglich bleibt hingegen, ob das erhöhte Stressempfinden immer als Folge der DMK zu sehen ist. Umgekehrt wäre auch denkbar, dass Eltern, die sich gestresster und unsicherer fühlen, auch häufiger das Schreiverhalten ihres Kindes als lange andauernd und überdurchschnittlich einordnen. Hier sollte zukünftig weitere Forschung anknüpfen.
Die Verlaufskontrolle der Subpopulation fiel nach Wessel-Kriterien bei 16 %, nach modifizierten Wessel-Kriterien bei 36 % und nach subjektiver Einschätzung der Mutter bei 31 % positiv aus. Bei den Kindern, die in der Verlaufskontrolle kolikauffällig waren, zeigte sich, dass die DMK meist zwischen der 2. und 3. Lebenswoche beginnen, den Eltern vom Kinder- und Jugendarzt (w/m/d) uneinheitliche Diagnosen genannt und zahlreiche Therapieversuche unternommen werden. Diese umfassen Ernährungsumstellungen, alternative Therapien wie Osteopathie und Medikamente. Um nicht evidenzbasierte Therapieversuche zu verhindern und Unsicherheitsgefühle zu verringern, sollten die Eltern bestmöglich über die Eigenschaften der DMK aufgeklärt werden.
Abschließend kann festgehalten werden, dass das Thema DMK auch einen großen Teil der Familien in der KUNO Kids Geburtskohorte betrifft. Zum einen sollten sich in Zukunft weiterführende Untersuchungen, z. B. zu Unterschieden in der Mikrobiomentwicklung als mögliche Ursache der DMK, anschließen. Zum anderen sollte darauf geachtet werden, den Eltern durch Aufklärung Ängste bezüglich des Schreiverhaltens ihres Kindes zu nehmen und rechtzeitig Hilfe anzubieten bei hoher Belastung der Familien durch die DMK.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Infantile colic describes time-limited, excessive crying and whining in otherwise healthy infants. It affects many families, represents a major stress factor on family life and, overall is a relevant issue. However, there are still some ambiguities regarding definition, cause, risk factors and consequences. The objective of this dissertation was to examine the prevalence of infantile colic ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Infantile colic describes time-limited, excessive crying and whining in otherwise healthy infants. It affects many families, represents a major stress factor on family life and, overall is a relevant issue. However, there are still some ambiguities regarding definition, cause, risk factors and consequences.
The objective of this dissertation was to examine the prevalence of infantile colic according to different definitions in the birth cohort KUNO Kids (data state 26.11.2018, N = 1191). The criteria were inquired in the KUNO Kids healthy study once in the 4-week´s questionnaire prospectively and once in the 6-month´s questionnaire retrospectively. In addition, discussed risk factors were analysed and possible consequences of infantile colic were determined by using logistic regressions. Between 4-week´s questionnaire and 6-month´s questionnaire a follow-up and other details regarding infantile colic were collected from a significantly smaller subpopulation (N = 196).
At the time of 4-week´s questionnaire there was a prevalence of 6.7 % according to Wessel´s criteria, 15.4 % according to modified Wessel´s criteria and 6.5 % according to a subjective evaluation of the mother. Retrospectively in the 6-month´s questionnaire, the prevalence according to Wessel´s criteria was 18.8 % and, according to the subjective evaluation of the mother, 11.4 %. In the future, it would make sense to establish a uniform definition of infantile colic and comparable survey times. Relating to the subjective evaluation of the mother, it turned out that it is not arbitrary and could be a reliable parameter.
In two of the tested risk factors - premature birth and application of antibiotics during birth - significant associations to fulfillment of infantile colic´s criteria were found. Overall, further investigations are necessary to be able to conclusively assess the possible influencing factors.
There was no significant correlation between the frequency of (pediatric) doctor visits and the fulfillment of infantile colic´s criteria. However, there were highly significant associations between parental stress sensation respectively the feeling of special stress and infantile colic. Indication of unconfident domains in dealing with the child also turned out to be significantly associated with the fulfillment of infantile colic´s criteria. The connection between infantile colic and psychological stress or insecurity of the parents is therefore clear. On the other hand, it remains questionable whether the increased sense of stress always has to be seen as a consequence of infantile colic. Conversely, it would also be conceivable that parents who feel more stressed and insecure also classify their child's crying behavior more often long-term and above-average. Future research should continue at this point.
The subpopulation´s follow-up was according to Wessel´s criteria in 15.6 %, according to modified Wessel criteria in 35.5 % and according to the subjective evaluation of the mother in 31.2 % positive. For children who were colic-prone in the follow-up, further details could be collected. It turned out that infantile colic usually begins between 2nd and 3rd week of life, parents receive inconsistent diagnoses from the pediatricians and numerous therapeutic trials are undertaken. These include dietary changes, alternative therapies such as osteopathy and medications. In order to avoid non-evidence-based therapy attempts and to reduce feelings of insecurity, parents should be informed in the best possible way about the characteristics of infantile colic.
Finally, it can be stated that infantile colic also affects a large part of the families in the KUNO Kids birth cohort. In addition to further investigations in the future, care should be taken to relieve parents of their fears regarding the crying behavior of their child and to provide help at the right time.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 16:32