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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-443877
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.44387
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 11 Januar 2021 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Petra Jansen |
Tag der Prüfung: | 9 Dezember 2020 |
Institutionen: | Humanwissenschaften > Institut für Sportwissenschaft |
Stichwörter / Keywords: | acute stress, muscular imbalances, motor control, sEMG |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie > 150 Psychologie |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 44387 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Es liegen zahlreiche Erkenntnisse zur Erhöhung der allgemeinen Muskelaktivierung im Rücken unter Stress vor. Dieser neuromuskulären Stressantwort wird bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Rückenbeschwerden eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Aktuell noch unklar ist, ob und wie sich muskuläre Dysbalancen unter kurzfristig wirk-samen Stressoren verändern. Muskuläre Dysbalancen als Muster ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Es liegen zahlreiche Erkenntnisse zur Erhöhung der allgemeinen Muskelaktivierung im Rücken unter Stress vor. Dieser neuromuskulären Stressantwort wird bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Rückenbeschwerden eine zentrale Bedeutung zugeschrieben. Aktuell noch unklar ist, ob und wie sich muskuläre Dysbalancen unter kurzfristig wirk-samen Stressoren verändern. Muskuläre Dysbalancen als Muster asymmetrischer Muskelaktivierung von rechts- und linksseitigen Muskelpaaren im Rücken erscheinen als besonders dysfunktional. Effekte von Stress sind auch bei weiteren motorischen Prozessen wie der Haltungskontrolle beobachtbar und können, unabhängig von der Muskelaktivierung oder auch in Wechselwirkung mit dieser, die muskuloskelettale Beanspruchung erhöhen.
Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluss kurzfristig wirksamer Stressoren auf muskuläre Dysbalancen im gesamten Bereich des Rückens und auf weitere Parameter der motorischen Kontrolle systematisch zu untersuchen. Die psychischen und körperlichen Anforderungen werden variiert sowie auf individueller Ebene insbesondere Variablen der Persönlichkeit und des Gesundheitszustandes hinsichtlich Rückenbeschwerden berücksichtigt.
Die erste Studie dieser Arbeit konzentrierte sich auf stressbedingte Veränderungen der muskulären Dysbalancen in der statischen Bedingung des Sitzens bei gesunden Teilnehmern für den gesamten Rücken. Dabei stand neben der grundlegenden Beantwortung der Frage, ob diese unter Stress zunehmen, der differentielle Einfluss kognitiver und emotionaler Stressoren im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurden Veränderungen der posturalen Kontrolle berücksichtigt, um mögliche Interaktionen aus der muskulären Aktivierung und einer Veränderung der Bewegung unter Stress zu erfassen. Als individueller Faktor wurde Ängstlichkeit auf ihren Zusammenhang mit der muskulären Reaktivität und der posturalen Kontrolle untersucht. Beide Stressoren erhöhten die Dysbalancen im unteren Bereich des Rückens, mit teilweise stärkeren Ausprägungen während des emotionalen Stressors. Dieses Muster zeigte sich intraindividuell deutlich konsistent. Der kognitive Stressor bedingte zusätzlich Zunahmen im oberen Bereich des Rückens, wobei diese mit Veränderungen der posturalen Kontrolle unter Stress einhergingen und somit teilweise auch durch die Bewegung bedingt sein könnten. Die Ausprägung der Ängstlichkeit hatte keinen Einfluss auf die muskuläre Stressreaktivität, jedoch wiesen ängstlichere Personen geringere Haltungsschwankungen auf.
In der zweiten Studie wurde die physikalische Belastung in Form einer kontrollierten Extension und Flexion des Oberkörpers variiert sowie mit einer kognitiv-motorischen Dual-Task-Aufgabe der Einfluss eines kognitiven Stressors untersucht. Neben den Auswirkungen auf die statischen musklären Dysbalancen wurde zusätzlich der neu entwickelte Parameter der dynamischen Dysbalancen berücksichtigt, um rechts- und linksseitige Belastungswechsel über den zeitlichen Verlauf hinweg abzubilden. Als Hauptergebnis zeigte sich, dass die Dual-Task-Aufgabe sowohl die absoluten statischen als auch die dynamischen Dysbalancen erhöhte, unabhängig vom Geschlecht. Auch hier waren die Veränderungen der asymmetrischen Muskelaktivierung unter Stress unabhängig von dem in dieser Studie zusätzlich berücksichtigten Parameter der motorischen Kontrolle, der Bewegungsgeschwindigkeit. Eine vertiefende Analyse der Stressantworten konnte zwei sich unterscheidende Muster der asymmetrischen Muskelaktivierung identifizieren. Während bei ca. zwei Drittel der Teilnehmer keine Veränderung auf der Ebene statischer Dysbalancen und eine Zunahme dynamischer Dysbalancen beobachtet werden konnte, zeigte sich bei den übrigen Teilnehmern ein gegenteiliges Muster mit vermehrten statischen Dysbalancen und keinen Veränderungen bzw. Abnahmen im Hinblick auf die dynamischen Dysbalancen.
Die dritte Studie verglich die statischen und dynamischen muskulären Dysbalancen von Rückenschmerzpatienten und gesunden Teilnehmern während einer Baseline-Messung und eines kognitiven Stressors im Sitzen. Zusätzlich wurden die individuellen Variablen der Ängstlichkeit, Depressivität und allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung hinsichtlich ihres Einflusses auf die Stressreaktivität untersucht. Rückenschmerzpatienten zeigten unabhängig von der Bedingung höhere statische muskuläre Dysbalancen im unteren Rücken. Auf der Ebene dynamischer Dysbalancen waren in der Baseline-Bedingung keine Unterschiede feststellbar, jedoch führte bei den Rückenschmerzpatienten die Stressbedingung zu mehr dynamischen Dysbalancen im oberen Rücken. Während die muskuläre Stressantwort bei Gesunden nicht mit den Ausprägungen der individuellen Variablen zusammenhing, beeinflusste insbesondere die allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung, aber auch die Depressivität die Stressreaktivität der muskulären Dysbalancen.
Zusammenfassend waren über alle drei Studien Zunahmen der asymmetrischen Muskelaktivierung und auch Veränderungen der Haltungskontrolle und Bewegungsgeschwindigkeit unter Stress in Verbindung mit unterschiedlichen Mustern der motorischen Kontrolle feststellbar. Die beobachteten Veränderungen erhöhen vermutlich die muskuläre und auch biomechanische Beanspruchung mit möglichen negativen kurz- und langfristigen Auswirkungen auf das muskuloskelettale System. Der Einfluss der allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung und Depressivität auf die Ausprägungen der muskulären Dysbalancen bei Rückenschmerzpatienten unterstreicht den Stellenwert psychologischer Faktoren.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
There are numerous findings on patterns of higher muscular activation under stress. This neuromuscular stress response is attributed great importance concerning the development and maintenance of back pain. It is currently not known if and how muscular imbalances change during acute stressors. Muscular imbalances as a pattern of asymmetrical muscular activation of right and left sided muscle ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
There are numerous findings on patterns of higher muscular activation under stress. This neuromuscular stress response is attributed great importance concerning the development and maintenance of back pain. It is currently not known if and how muscular imbalances change during acute stressors. Muscular imbalances as a pattern of asymmetrical muscular activation of right and left sided muscle pairs in the back seem to be particularly dysfunctional. Stress can also change motor processes like postural control. This may lead to increases in musculoskeletal strain either independent of muscular activation or in interaction with it. The objective of this thesis was to systematically examine the influence of short-term stressors on muscular imbalances in all regions of the back and on other parameters of motor control. The mental and physical demands were varied and additionally individual variables like personality were considered. Three studies were conducted and in summary, all the studies showed increases of the asymmetrical muscle activation under stress and therefore also a higher dysfunctional pattern for the stabilization of the spine. These changes under stress did not show considerable interaction effects at the level of postural control and movement speed. The influence of general self-efficacy on the muscular stress reactivity of back pain patients emphasizes the importance of psychological factors. The consistency of these changes, and the fact that back pain patients as well as healthy participants showed higher muscular imbalances under stress, indicate the practical and clinical relevance of this thesis.
Metadaten zuletzt geändert: 11 Jan 2021 10:24