Wo regelmäßig andere Rechtssysteme, insbesondere die, die auf religiösen Hintergründen basieren, in Deutschland als rückständig, moralbeladen und längst überholt kritisiert werden, soll diese Arbeit unter anderem aufzeigen, an welchen Stellen ebendiese Kritik auch am deutschen Recht angebracht wäre. Heute, im 21. Jahrhundert, macht insbesondere das deutsche Strafrecht an diversen Stellen den ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Wo regelmäßig andere Rechtssysteme, insbesondere die, die auf religiösen Hintergründen basieren, in Deutschland als rückständig, moralbeladen und längst überholt kritisiert werden, soll diese Arbeit unter anderem aufzeigen, an welchen Stellen ebendiese Kritik auch am deutschen Recht angebracht wäre. Heute, im 21. Jahrhundert, macht insbesondere das deutsche Strafrecht an diversen Stellen den Eindruck, dass einige Gesetze auf Überreste längst überholter Moralvorstellungen basieren, sich mittels Begründungen wie „es darf (einfach) nicht sein, dass“ legitimieren oder gar auf Forderungen einer wütend protestierenden Gesellschaft fußen.
Diese Arbeit soll diesen Eindruck aufgreifen und dezidiert untersuchen. Dabei wird zunächst ein Blick auf den geschichtlichen Hintergrund des Zusammenhangs von deutschem Strafrecht und Moral, sowie die Hintergründe und den aktuellen Streitstand der Rechtsgutstheorie geworfen.
Anschließend werden Strafnormen, die sich in den letzten Jahren häufig in diesem Zusammenhang in der gesellschaftlichen Diskussion wiederfanden, auf Ihr Zusammenspiel mit Sittlichkeits- und Moralvorstellungen untersucht.Nachdem festgestellt wurde, dass die Entwicklung des Strafrechts hin zur vollständigen Trennung von Moral und Sittenvorstellungen der Gesellschaft gerade nicht stattgefunden hat, wird auf strafprozessuale und grundrechtsrelevante Folgeproblematiken eingegangen.
Die fehlende, aber in den Augen der Verfasserin notwendige Trennung von Moral und Strafrecht, sowie die dargelegten Folgeproblematiken für das gesamte Strafrechtssystem zugrunde gelegt, wird im Hauptteil dieser Arbeit ein Lösungsansatz erarbeitet. Dabei wird zunächst ein Prüfungsschema entworfen, das die Entwicklung des Strafrechts weg von Moral- und Sittlichkeitserwägungen und hin zu dem tatsächlich letzten Mittel des Staates, der Ultima Ratio, fördern soll. Dieses Prüfungsschema wird schließlich anhand der aufgeführten Beispiele praktisch angewandt.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Where other legal systems, especially those based on religious backgrounds, are regularly criticized in Germany as backward, morality-laden and long outdated, this work is intended to show, among other things, at which points this very criticism would also be appropriate for German law. Today, in the 21st century, German criminal law in particular gives the impression at various points that some ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Where other legal systems, especially those based on religious backgrounds, are regularly criticized in Germany as backward, morality-laden and long outdated, this work is intended to show, among other things, at which points this very criticism would also be appropriate for German law. Today, in the 21st century, German criminal law in particular gives the impression at various points that some laws are based on remnants of long-outdated moral concepts, legitimize themselves by means of justifications such as "it (simply) must not be that " or are even based on the demands of an angrily protesting society.
This paper will take up this impression and examine it decisively. First, a look at the historical background of the connection between German criminal law and morality, as well as the background and the current state of dispute of the theory of legal rights will be taken.
After it has been established that the development of criminal law towards the complete separation of morality and moral concepts of society has not taken place, the problems of consequences in terms of criminal procedure and fundamental rights will be discussed.
Based on the missing, but in the eyes of the author necessary separation of morality and criminal law, as well as the presented consequential problems for the entire criminal law system, a solution approach is worked out in the main part of this thesis. First, an examination scheme is designed to promote the development of criminal law away from moral and morality considerations and toward the state's actual last resort, the ultima ratio. This examination scheme is finally applied in practice by means of the examples given.