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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-521533
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) | ||||
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Open Access Art: | Primärpublikation | ||||
Datum: | 2 Mai 2022 | ||||
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Alois Fürst | ||||
Tag der Prüfung: | 11 April 2022 | ||||
Institutionen: | Medizin > Zentren des Universitätsklinikums Regensburg > Tumorzentrum e.V. | ||||
Verwandte URLs: |
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Stichwörter / Keywords: | Rektumkarziom; Rectal Cancer; Oberes Rektumdrittel; Upper Third; Perioperative Therapie; Perioperative Therapy; Langzeitergebnisse; Long Therm Results; Versorgungsstand; Current Treatment Practice; Current State of Care; Krebsregister; Deutschland; Clinical Cancer Registries; Germany; Chemotherapie; Chemotherapy; Bestrahlung; Radiotherapie; Radiotherapy; Radiatio; Radiochemotherapie; Radiochemotherapy; adjuvant; neoadjuvant; | ||||
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin | ||||
Status: | Veröffentlicht | ||||
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet | ||||
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja | ||||
Dokumenten-ID: | 52153 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit gibt auf Grundlage eines von der ADT zum deutschen Krebskongress 2018 erstellten Datenkollektivs, das Daten von 34 verschiedenen klinischen Krebsregistern in Deutschland betreffend den Zeitraum Januar 2000 – Dezember 2016 enthält, anhand der anonymisierten Daten von 7175 Patienten einen Überblick über den Versorgungsstand hinsichtlich der perioperativen Therapie beim lokal ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit gibt auf Grundlage eines von der ADT zum deutschen Krebskongress 2018 erstellten Datenkollektivs, das Daten von 34 verschiedenen klinischen Krebsregistern in Deutschland betreffend den Zeitraum Januar 2000 – Dezember 2016 enthält, anhand der anonymisierten Daten von 7175 Patienten einen Überblick über den Versorgungsstand hinsichtlich der perioperativen Therapie beim lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom der Stadien II und III im oberen Drittel des Rektums im klinischen Alltag in Deutschland und zeigt die zeitliche Entwicklung des Versorgungsstandes unter Bezugnahme auf die jeweils gültigen Leitlinienempfehlungen auf. Darüber hinaus liefert die Arbeit anhand der anonymisierten Daten von 5312 Patienten aus demselben Datensatz eine vergleichende Übersicht über die Ergebnisqualität der unterschiedlichen perioperativen Therapieansätze in der klinischen Praxis, anhand der Endpunkte Gesamtüberleben, rezidivfreies Überleben, Lokalrezidivrate und Fernmetastasenrezidivrate.
Die Durchführungshäufigkeit der verschiedenen perioperativen Therapieansätze beim Rektumkarzinom im oberen Drittel des Rektums hat sich im in dieser Studie untersuchten Patientenkollektiv über den Zeitraum der Jahre 2000-2016 verändert. Es konnten fünf Therapieansätze identifiziert werden, die im Großteil der Fälle angewandt wurden. Diese sind die Durchführung einer neoadjuvanten Radiochemotherapie ohne anschließende adjuvante Therapie, die neoadjuvante Radiochemotherapie mit anschließender adjuvanter Chemotherapie, die adjuvante Radiochemotherapie, die adjuvante Chemotherapie und der Verzicht auf eine perioperative Therapie. Während zunächst überwiegend die postoperative Radiochemotherapie eingesetzt wurde, nahm deren Durchführungshäufigkeit über die Zeit kontinuierlich ab, wohingegen die Häufigkeit der neoadjuvanten Therapieansätze zugenommen hat, in Gleichlauf mit den jeweiligen Leitlinienempfehlungen. Ein erheblicher Anteil an Patienten wurde jeweils jedoch auch nicht entsprechend der jeweils gültigen Leitlinien behandelt. Zu beobachten war auch die Zunahme des Verzichts auf eine perioperative Therapie in Stadium II über den beobachteten Zeitraum, eine Abnahme der Durchführungshäufigkeit perioperativer Therapieansätze mit zunehmendem Patientenalter und eine signifikante Ungleichverteilung der Häufigkeit der Therapieansätze zwischen den Geschlechtern, mit seltener Durchführung einer neoadjuvanten Therapie bei den Frauen.
Für das Gesamtkollektiv der mit R0-Resektionsstatus und Resektion unter Sphinktererhalt operierten Patienten mit Adenokarzinomen der Stadien II/III zeigte sich ein kumuliertes 5-Jahres-Gesamtüberleben von 72,5%, ein kumuliertes 5-Jahres-rezidivfreies Überleben von 69,5%, eine kumulierte 5-Jahres-Fernmetastasenrezidivrate von 19,5% und eine kumulierte 5-Jahres-Lokalrezidivrate von 5,6%. Es zeigten sich in den multivariablen Cox-Regressionsanalysen für alle perioperativen Therapieansätze niedrige, und – bis auf den Unterschied zwischen der Gruppe „neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX“ mit dem besten relativen Risiko und „keine perioperative Therapie / k.A.“ mit dem schlechtesten relativen Risiko in den Stadien II/III gemeinsam und in Stadium III – nicht signifikant unterschiedliche Lokalrezidivwahrscheinlichkeiten. Die kumulierte 5-Jahres-Lokalrezidivrate betrug bei gemeinsamer Betrachtung der Stadien II/III in der Gruppe „neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX“ 4,1%, „neoadjuv. RCTX ohne adjuv. Therapie“ 6,0%, „adjuv. RCTX“ 5,6%, „adjuv. CTX“ 5,6%, und für „keine perioperative Therapie / k.A.“ 5,7%.
In den multivariablen Cox-Regressionsanalysen zeigte sich bezüglich des Gesamtüberlebens und des rezidivfreien Überlebens die Tendenz eines positiven Einflusses der perioperativen Therapieansätze gegenüber „keine perioperative Therapie / k.A.“. Die Unterschiede der peri-operativen Therapieansätze untereinander und gegenüber der Gruppe „keine perioperative Therapie / k.A.“ waren in Stadium III größer und häufiger signifikant als in Stadium II.
Zwischen den Gruppen „neoadjuv. RCTX und adjuv. CTX“ (n=462) und „adjuv. CTX“ (n=1049) bestanden in den multivariablen Analysen hinsichtlich Gesamtüberleben, rezidivfreiem Überleben, Lokalrezidivraten und Fernmetastasierungsraten bei Betrachtung der Stadien II und III gemeinsam und in der isolierten Betrachtung des Stadium II keine signifikanten Unterschiede. In Stadium III zeigte sich ein signifikant besseres Gesamt- und rezidivfreies Überleben in der Gruppe „neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX“. In Subgruppenanalysen in Stadium III bestand jedoch für die Nicht-Risiko-Subgruppen Stadium III T1-3 und Stadium III N1 kein signifikanter Nachteil der Gruppe „adjuv. CTX“ gegenüber „neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX“, weder hinsichtlich Ge-samtüberleben, rezidivfreiem Überleben, Lokalrezidivraten, noch Fernmetastasierungsraten. Demgegenüber zeigte sich in den Risikosubgruppen Stadium III T4 und Stadium III N2 ein signifikanter Vorteil der Gruppe „neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX“ hinsichtlich Gesamtüberleben, rezidivfreiem Überleben und Fernmetastasierungsraten. Im Vergleich zum Gesamtkollektiv waren die 5-Jahres-Lokalrezidivraten der Gruppe „adjuv. CTX“ in der Subgruppe Stadium III T4 mit 17,5% und in der Subgruppe Stadium III N2 mit 9,6% deutlich erhöht. Die Empfehlung der deutschen S3-Leitlinie von 2019, beim lokal fortgeschrittenen Adenokarzinom im oberen Rektumdrittel beim Nichtvorliegen von Risikofaktoren auf eine neoadjuvante Bestrahlungstherapie zu verzichten, und analog zum Vorgehen beim Kolonkarzinom nach primärer Operation mit einer adjuvanten Chemotherapie zu behandeln, und nur in Risikokonstellationen neoadjuvant zu therapieren, wird von den Ergebnissen dieser Studie daher vorsichtig gestützt, wobei auf den retrospektiven Charakter dieser Arbeit mit den daraus entstehenden und ausführlich beschriebenen Limitierungen hinzuweisen ist. Zur Frage, ob in Stadium II beim Nichtvorliegen von Risikofaktoren auf eine perioperative Therapie insgesamt verzichtet werden kann, kann keine Aussage getroffen werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Based on a data set compiled by the Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) for the German Cancer Congress 2018, which includes data from 34 different clinical cancer registries in Germany concerning the period January 2000 - December 2016, this work provides an overview of the state of care with regard to perioperative therapy for locally advanced adenocarcinoma of stages II and III in ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Based on a data set compiled by the Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren (ADT) for the German Cancer Congress 2018, which includes data from 34 different clinical cancer registries in Germany concerning the period January 2000 - December 2016, this work provides an overview of the state of care with regard to perioperative therapy for locally advanced adenocarcinoma of stages II and III in the upper third of the rectum in clinical practice in Germany based on the anonymized data of 7175 patients and shows the development of the state of care over time with reference to the respective valid guideline recommendations. Furthermore, using anonymized data from 5312 patients from the same data set, this work provides a comparative overview of the outcome quality of the different perioperative therapy approaches in clinical practice, using the endpoints overall survival, recurrence-free survival, local recurrence rate, and distant metastasis recurrence rate.
The frequency of implementation of different perioperative therapeutic approaches for upper third rectal cancer changed over the 2000-2016 period in the patient population examined in this study. Five therapeutic approaches were identified that were used in the majority of cases. These are the implementation of neoadjuvant radiochemotherapy without subsequent adjuvant therapy, neoadjuvant radiochemotherapy followed by adjuvant chemotherapy, adjuvant radiochemotherapy, adjuvant chemotherapy, and no perioperative therapy. While initially postoperative radiochemotherapy was predominantly used, its frequency of implementation decreased steadily over time, whereas the frequency of neoadjuvant therapy approaches increased, in line with the respective guideline recommendations. However, a significant proportion of patients were not treated according to the respective guidelines. Also observed was an increase in the abandonment of perioperative therapy in stage II over the observed period, a decrease in the frequency of implementation of perioperative therapy approaches with increasing patient age, and a significant unequal distribution of the frequency of therapy approaches between the sexes, with less frequent implementation of neoadjuvant therapy in women.
For the overall collective of patients with stage II/III adenocarcinomas who underwent surgery with sphincter preservation and R0 resection status, there was a 5-year cumulative overall survival of 72.5%, a 5-year cumulative recurrence-free survival of 69.5%, a 5-year cumulative distant metastasis recurrence rate of 19.5%, and a 5-year cumulative local recurrence rate of 5.6%. There were low and, except for the difference between the "neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX" group with the best relative risk and the group"no perioperative therapy / not known" with the worst relative risk in stages II/III together and in stage III, not significantly different local recurrence probabilities in the multivariable Cox regression analyses for all perioperative therapy approaches. The 5-year cumulative local recurrence rate when stages II/III were considered together in the "neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX" group was 4.1%, "neoadjuv. RCTX without adjuv. therapy" was 6.0%, "adjuv. RCTX" was 5.6%, "adjuv. CTX" was 5.6%, and for "no perioperative therapy / not known" was 5.7%.
In the multivariable Cox regression analyses, there was a tendency for a positive influence of the perioperative therapy approaches compared with "no perioperative therapy / not known" with regard to overall survival and recurrence-free survival. The differences among the perioperative therapy approaches and in comparison with the group "no perioperative therapy / not known" were larger and more often significant in stage III than in stage II.
There were no significant differences between the "neoadjuv. RCTX and adjuv. CTX" (n=462) and "adjuv. CTX" (n=1049) groups in the multivariable analyses regarding overall survival, recurrence-free survival, local recurrence rates, and distant metastasis rates when considering stages II and III together and when considering stage II in isolation. In stage III, significantly better overall and recurrence-free survival was seen in the "neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX" group. However, in subgroup analyses in stage III, for the non-risk subgroups stage III T1-3 and stage III N1, there was no significant disadvantage of the "adjuv. CTX" group over "neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX", neither in terms of overall survival, recurrence-free survival, local recurrence rates, nor distant metastasis rates. In contrast, in the risk subgroups stage III T4 and stage III N2, the group "neoadjuv. RCTX + adjuv. CTX" showed a significant advantage with regard to overall survival, recurrence-free survival, and distant metastasis rates. Compared to the overall collective, the 5-year local recurrence rates of the "adjuv. CTX" group were significantly increased in the stage III T4 subgroup with 17.5% and in the stage III N2 subgroup with 9.6%. The recommendation of the German S3 guideline of 2019 to refrain from neoadjuvant radiation therapy in locally advanced adenocarcinoma in the upper third of the rectum in the absence of risk factors, and to treat with adjuvant chemotherapy in analogy to the procedure for colon carcinoma after primary surgery, and to treat neoadjuvant only in risk constellations, is therefore cautiously supported by the results of this study, although the retrospective nature of this work with the resulting limitations described in detail must be pointed out. No statement can be made on the question of whether perioperative therapy in total can be dispensed with in stage II in the absence of risk factors.
Metadaten zuletzt geändert: 02 Mai 2022 04:41