Zusammenfassung (Deutsch)
Als Tinnitus wird die Wahrnehmung eines Geräusches in Abwesenheit von externen Geräuschquellen beschrieben. Schätzungsweise 10 – 15 % der Bevölkerung weltweit leiden unter diesem Symptom. Die Belastung dadurch hat erhebliche Auswirkungen auf das psychische Empfinden der Patienten und kann zu Angst, Ermüdung und sozialem Rückzug führen. Dabei kann dieses Symptom alle Altersgruppen durchweg ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Als Tinnitus wird die Wahrnehmung eines Geräusches in Abwesenheit von externen Geräuschquellen beschrieben. Schätzungsweise 10 – 15 % der Bevölkerung weltweit leiden unter diesem Symptom. Die Belastung dadurch hat erhebliche Auswirkungen auf das psychische Empfinden der Patienten und kann zu Angst, Ermüdung und sozialem Rückzug führen. Dabei kann dieses Symptom alle Altersgruppen durchweg betreffen. Mittlerweile weiß man, dass der Tinnitus ein viel komplexeres Symptom darstellt als initial angenommen. Man entfernt sich immer weiter von der Annahme, diesen ausschließlich als ein rein auditives Problem zu behandeln. Diesbezüglich bestätigen mehrere Autoren mit ihrer Forschung, dass das somatosensorische System ebenfalls an der Entstehung beteiligt ist. Zudem scheinen besonders neuronal plastische Vorgänge für die Ätiologie des Symptoms wichtig zu sein. Aktuell sind die Behandlungsmethoden auf diesem Gebiet eher begrenzt und bieten keine ausreichenden Therapiemöglichkeiten. So konstatieren mehrere Autoren, dass eine große Dringlichkeit darin besteht, neuere und wirksamere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln und diese möglichst bald den Patienten zugänglich zu machen.
In der vorliegenden Studie verwendete man die Bi-Modale Stimulation, welches zu den Neuromodulationsverfahren zählt, dabei handelt es sich um ein relativ neues, erst in den letzten
Jahren stark aufstrebendes Forschungsgebiet. Ziel war, die Wirkung unterschiedlichster Stimulationsparameter der Bi-Modalen Stimulation auf die Tinnitus Belastung und unterschiedliche Tinnitus-Subtypen (wie z.B. Tinnituspatienten mit Geräuschüberempfindlichkeit) zu untersuchen und auszuwerten. Es handelte sich um eine prospektive, randomisierte, doppelblind Studie basierend auf einer Pilotstudie von Hamilton. Die Behandlungsdauer betrug 12 Wochen, darauf schloss sich eine 12-monatige Nachbehandlungsphase mit 3 Follow-up Visiten an, nach jeweils 6 Wochen, 6 und 12 Monaten, wobei man in dieser Dissertation nur auf die Daten bis zur ersten Follow-up-Visite einging. Insgesamt gab es 3 Arme mit verschiedenen Stimulationseinstellungen, diese unterschieden sich bezüglich des Timings zwischen akustischer und trigeminaler Stimulation. Die Probanden wurden durch ein Zufallsprinzip einem dieser Arme zugelost. Die Studie wurde an 2 Zentren durchgeführt, einmal am Clinical Research Facility, St. James’s Hospital, Dublin, Irland und am Tinnituszentrum im Bezirksklinikum und an der Universitätsklinik, Regensburg, Deutschland. Es nahmen 342 Probanden teil, 68 in Regensburg und 274 in Dublin. Für die Messung der Daten wurde der THI-und TFI-Fragebogen verwendet. Beide Fragebögen wiesen eine gute Validität und Reliabilität auf, waren schnell durchführbar, für die Probanden leicht verständlich und im klinischen Alltag gut einsetzbar.
Zusammenfassend zeigte sich im THI sowohl in der Gesamt-Kohorte als auch der Kohorte der Tinnituspatienten mit Geräuschüberempfindlichkeit eine signifikante Verbesserung der Tinnitus Belastung während der Behandlungsphase. Nach Beendigung der Therapie bestand eine weitgehend stabile Besserung bis zur 1 Follow-up-Visite. Besonders eindrücklich sah man die Wirkstärken im Zwischen-Arm-Vergleich bei
Tinnituspatienten mit einer Geräuschüberempfindlichkeit. Hier zeigt die Stimulation im ersten Arm eine deutlich bessere Wirksamkeit als die beiden anderen Stimulationseinstellungen.
Im TFI präsentierte sich sowohl in der Gesamtkohorte als auch in der Kohorte der Tinnituspatienten mit Geräuschüberempfindlichkeit weniger deutliche Verbesserungstendenzen. Zudem sah man in der Follow-up Phase für alle Behandlungsarme eine Abnahme der Behandlungseffekte. In dem Zwischen-Arm-Vergleich zeigte sich im TFI (sowohl in der Gesamtkohorte als auch in der Kohorte der Tinnituspatienten mit Geräuschüberempfindlichkeit) keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschieden dargebotenen Interventionen. Die vorliegende Studie demonstriert die Wirksamkeit der Bi-Modalen Stimulation und zeigte eine Symptomverbesserung der Tinnitus-Belastung nach 12-wöchiger Nutzung des Mutebutton® Gerätes. Bei Abschluss der Intervention verdeutlichte sich im THI eine stabile Besserung und im TFI ein milder Rückgang der Verbesserung.
Somit könnte die Bi-Modale Stimulation zukünftig eine verlässliche Methode zur Behandlung der Tinnitussymptomatik darstellen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Tinnitus is the perception of a sound in the absence of external noise sources. It is estimated that 10-15% of the world's population suffers from this symptom. The distress caused by this has a significant impact on patients’ psychological well-being and can lead to anxiety, fatigue, and social withdrawal. The symptom of Tinnitus is a much more complex symptom than initially thought. There is a ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Tinnitus is the perception of a sound in the absence of external noise sources. It is estimated that 10-15% of the world's population suffers from this symptom. The distress caused by this has a significant impact on patients’ psychological well-being and can lead to anxiety, fatigue, and social withdrawal. The symptom of Tinnitus is a much more complex symptom than initially thought. There is a growing shift away from treating it as a purely auditory problem. In this regard, several authors confirm with their research that the somatosensory system is also involved in the development. In addition, neuronal plastic processes in particular seem to be important for the etiology of the symptom. Currently, treatment methods in this field are rather limited and do not offer sufficient therapeutic options. Thus, several authors state that there is an urgent need to develop newer and more effective treatments and to make them available to patients as soon as possible. The present study uses bi-modal stimulation, which is one of the
neuromodulation techniques that has emerged in recent years. The aim is to investigate the effect of different
parameters of bi-modal stimulation on tinnitus distress and different tinnitus subtypes, such as patients suffering from tinnitus with noise hypersensitivity, and to evaluate them.