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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-541994
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.54199
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 13 Juni 2023 |
Begutachter (Erstgutachter): | PD Dr. Roland Popp |
Tag der Prüfung: | 25 April 2023 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie |
Stichwörter / Keywords: | Depression, depressive Episode, Müdigkeit, Fatigue, Tagesschläfrigkeit, Hypersomnolenz, Schlafstörung, Schlafapnoe, Epworth Schläfrigkeitsskala, ESS, Fatigue Schwereskala, FSS |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Unbekannt / Keine Angabe |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 54199 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Symptomen bei depressiver Episode. Sowohl in der ICD-10 als auch im DSM-5 werden Schlafstörungen jeder Art als Diagnosekriterium aufgezählt, jedoch nicht näher definiert. Unter dem Begriff Müdigkeit werden häufig Beschwerden des nicht erholsamen Schlafes zusammengefasst. Die begriffliche Unschärfe, die das Wort Müdigkeit mit sich bringt, kann durch die ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Symptomen bei depressiver Episode. Sowohl in der ICD-10 als auch im DSM-5 werden Schlafstörungen jeder Art als Diagnosekriterium aufgezählt, jedoch nicht näher definiert. Unter dem Begriff Müdigkeit werden häufig Beschwerden des nicht erholsamen Schlafes zusammengefasst. Die begriffliche Unschärfe, die das Wort Müdigkeit mit sich bringt, kann durch die Unterteilung in die Konstrukte Tagesschläfrigkeit und Fatigue deutlich reduziert werden. Diese eigentlich klar definierten Konstrukte werden jedoch oft austauschbar eingesetzt.
Mit dieser Studie soll die Prävalenz von Tagesschläfrigkeit, Fatigue und organischen Schlafstörungen bei Patienten mit depressiver Episode bei Aufnahme auf eine offene psychiatrische Station erfasst werden und Einflussfaktoren auf die Häufigkeit und Schwere der Tagesschläfrigkeit und Fatigue, operationalisiert mittels Epworth Schläfrigkeitsskala (ESS) und Fatigue Schwereskala (FSS), bestimmt werden. 192 Patienten mit depressiver Episode wurden zeitnah nach der stationären Aufnahme durch einen Somnologen untersucht und füllten die Epworth Schläfrigkeitsskala, Fatigue Schwereskala, Regensburger Insomnie Skala und das Beck-Depressions-Inventar aus. Bei 82 Patienten mit Verdacht auf eine schlafspezifische Erkrankung folgte eine Untersuchung im Schlaflabor. Die statistische Auswertung der Fragebögen folgte unter Einbezug von Allgemeinmerkmalen und medikamentöser Therapie mittels Chi-Quadrat-Test und Kruskal-Wallis-Test.
Die Prävalenz von Tagesschläfrigkeit (ESS > 10) lag in diesem Patientenkollektiv bei 25,3 %. Unter Fatigue litten 66,7 % der Patienten. Insomnische Beschwerden gaben 75,7 % an. Eine Schlafapnoe fand sich bei 18,2 % der Patienten. Die Mehrheit der an Schlafapnoe erkrankten Patienten wurde erst während des stationären Aufenthaltes diagnostiziert (80 %). Tagesschläfrigkeit war dabei gehäuft bei Patienten mit noch unerkannter Schlafapnoe zu finden. Bei Einnahme von aktivierenden Antidepressiva wie SSRI und SSNRI trat Tagesschläfrigkeit häufiger und stärker auf, war hingegen bei Einnahme von sedierenden Antidepressiva wie Mirtazapin schwächer ausgeprägt. Patienten mit Tagesschläfrigkeit litten auch gehäuft unter Fatigue, jedoch nicht unter schwererer Depression. Fatigue korrelierte mit der Schwere der Depression und den insomnischen Beschwerden. Insbesondere Patienten unter Therapie mit einer Vielzahl an Psychopharmaka sowie mit Einnahme von aktivierenden Psychopharmaka und Benzodiazepinen litten häufiger unter Fatigue. Patienten mit unentdeckter Schlafapnoe waren typischerweise älter und übergewichtig. Andere somatische Erkrankungen waren bei diesen Patienten gehäuft zu finden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Schlafstörungen bei der Mehrheit der depressiven Patienten anzutreffen sind. Dabei zeigt sich, dass insomnische Beschwerden deutlich häufiger als hypersomnische Beschwerden auftreten. Nichtsdestotrotz findet sich auch Tagesschläfrigkeit häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Insbesondere Schlafapnoe ist überdurchschnittlich oft in diesem Patientenkollektiv nachweisbar und deutlich unterdiagnostiziert, während das Restless-Legs-Syndrom nicht vermehrt auftritt. In dieser Studie konnte festgestellt werden, dass Fatigue und Tagesschläfrigkeit zwar häufig parallel zueinander auftreten jedoch signifikant von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden und nicht nur durch die Depression verursacht zu sein scheinen. Während Fatigue mit der Schwere der Depression und Insomnie korreliert, ist die Tagesschläfrigkeit unabhängig hiervon. Das Auftreten von Tagesschläfrigkeit scheint in vielen Fällen durch eine unentdeckte Schlafapnoe ausgelöst zu sein. Sedierende Antidepressiva wirken sich positiv auf das Ausmaß der Tagesschläfrigkeit aus, während aktivierende Psychopharmaka die Tagesschläfrigkeit verschlechtern, möglicherweise liegt dies am Einfluss der Psychopharmaka auf die Schlafqualität. Die Sensibilisierung bezüglich der Unterschiede von Fatigue und Tagesschläfrigkeit ist wichtig, auch wenn die Differenzierung sowohl in Studien als auch in der klinischen Praxis schwerfällt. Die Ergebnisse dieser Studie belegen, wie notwendig eine schlafmedizinische Anamnese auch im psychiatrischen Setting ist. Aufgrund der hohen Prävalenz und Relevanz von Schlafapnoe, die mit einem gehäuften Auftreten von Tagesschläfrigkeit verbunden ist, sollten alle depressiven Patienten auf schlafspezifische Beschwerden auch abseits der insomnischen Symptomatik befragt werden. Das schlafspezifische Anamnesegespräch kann dabei durch Fragebögen wie die Epworth Schläfrigkeitsskala und die Fatigue Schwereskala als Screeningmethoden ergänzt werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Sleep disorders are among the most common symptoms of depressive disorder. Both ICD-10 and DSM-5 list sleep disorders as a diagnostic criteria, but do not define them in detail. The term tiredness is often used to refer to complaints of non-restorative sleep. The conceptual vagueness of the german translation of tiredness can be significantly reduced by subdividing it into the constructs of ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Sleep disorders are among the most common symptoms of depressive disorder. Both ICD-10 and DSM-5 list sleep disorders as a diagnostic criteria, but do not define them in detail. The term tiredness is often used to refer to complaints of non-restorative sleep. The conceptual vagueness of the german translation of tiredness can be significantly reduced by subdividing it into the constructs of daytime sleepiness and fatigue. However, they are often used interchangeably by patients and doctors.
The aim of this study was to assess the prevalence of daytime sleepiness, fatigue and organic sleep disorders in patients with depressive episodes admitted to an open psychiatric ward and to determine factors influencing the frequency and severity of daytime sleepiness and fatigue, operationalised by the Epworth Sleepiness Scale (ESS) and the Fatigue Severity Scale (FSS). 192 patients with a depressive episode were seen by a somnologist shortly after admission to the hospital and completed the Epworth Sleepiness Scale, the Fatigue Severity Scale, the Regensburg Insomnia Scale and the Beck Depression Inventory. Eighty-two patients suspected of having an organic sleep disorder were examined in the sleep laboratory. Statistical analysis of the questionnaires, as well as the patients characteristics and medication, was performed using the Chi-square and Kruskal-Wallis test.
The prevalence of daytime sleepiness (ESS > 10) in this group was 25.3%. 66.7% suffered from fatigue and 75.7% reported insomnia. Sleep apnoea was found in 18.2% of patients. The majority of patients with sleep apnoea were diagnosed during their hospitalization (80%). Daytime sleepiness was associated with undetected sleep apnoea. Daytime sleepiness was more common and more severe when patients were taking activating antidepressants such as SSRI and SSNRI, but less so when patients were taking sedating antidepressants such as mirtazapine. People with daytime sleepiness also suffered from more fatigue, but did not have more severe depression. Fatigue correlated with the severity of depression and insomnia. Fatigue was particularly common in patients taking a combination of psychotropic drugs and in those taking activating psychotropic drugs and benzodiazepines. Patients with undetected sleep apnoea tended to be older and overweight. Other somatic diseases were more frequent in these patients.
In conclusion, sleep disorders are found in the majority of depressed patients. Insomnia is significantly more common than hypersomnolence. However, daytime sleepiness is still more prevalent than in the general population. In particular, sleep apnoea is frequent but often underdiagnosed, whereas restless legs syndrome is not more common than in the general population. This study found that fatigue and daytime sleepiness often occur in parallel, but are significantly influenced by different factors and do not seem to be caused by depression alone. While fatigue correlates with the severity of depression and insomnia, daytime sleepiness is independent of these. The occurrence of daytime sleepiness seems to be triggered by unrecognised sleep apnoea in many cases. Sedating antidepressants have a positive effect on the amount of daytime sleepiness, whereas activating psychotropic drugs worsen daytime sleepiness, this may be through effects of psychotropic drugs on the sleep architecture. Awareness of the differences between fatigue and daytime sleepiness is important, although differentiation is still difficult both in studies and clinical practice. The results of this study highlight the importance of assessing the sleep history in the psychiatric setting. Because of the high prevalence and relevance of sleep apnoea, which is associated with frequent daytime sleepiness, all depressed patients should be questioned about sleep-related complaints besides insomnia. The sleep-related anamnesis can be supplemented by questionnaires such as the Epworth Sleepiness Scale and the Fatigue Severity Scale as screening tools.
Metadaten zuletzt geändert: 13 Jun 2023 07:37