Einleitung: Langeweile ist ein negativ erlebter Zustand, welcher trotz seiner Omnipräsenz unzureichend erforscht ist. Die Erfassung von Langeweile ist komplex. Sie verändert die Wahrnehmung und beeinflusst grundlegende körperliche Funktionen. Kann in manchen Situationen sogar Selbstverletzung attraktiver als Monotonie sein? Diese Arbeit untersucht, welche Persönlichkeitseigenschaften in einem ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Einleitung: Langeweile ist ein negativ erlebter Zustand, welcher trotz seiner Omnipräsenz unzureichend erforscht ist. Die Erfassung von Langeweile ist komplex. Sie verändert die Wahrnehmung und beeinflusst grundlegende körperliche Funktionen. Kann in manchen Situationen sogar Selbstverletzung attraktiver als Monotonie sein? Diese Arbeit untersucht, welche Persönlichkeitseigenschaften in einem reizarmen Umfeld zur Entstehung von Langeweile führen. Wodurch kommt es in diesen Situationen zu Selbstverletzung (Elektroschocks)? Vermag es Langeweile, unsere Schmerzwahrnehmung zu beeinflussen?
Methodik: Die Experimentalgruppe verbrachte dreißig Minuten in einem reizarmen Raum ohne Beschäftigung. Die Kontrollgruppe erhielt Zeitschriften. Alle hatten Zugang zu einem Elektrostimulator. Selbstapplizierte Reize wurden aufgezeichnet. Vor und nach den dreißig Minuten wurden Schmerzschwellen und -toleranz gemessen, sowie der Langeweilegrad, NSSV, Sensation Seeking, die Big Five, Neugierde und Spontanität psychometrisch erfasst.
Ergebnisse: Unsere Induktion führte zu keiner Zunahme der Langeweile. Die Langeweile Ausgangswerte waren bei neurotizistischen, wenig extravertierten und unspontanen Individuen höher. Je unneurotizistischer die Versuchsperson war, desto wahrscheinlicher war die Elektrostimulation. Es applizierten sich mehr Probanden der Langeweilebedingung und mehr Männer Reize, jedoch ergaben sich hier keine signifikanten Assoziationen. Unser Experiment konnte keinen eindeutig gerichteten Zusammenhang von Langeweile und Schmerzwahrnehmung zeigen.
Diskussion: Die Induktion von Langeweile hängt von verschiedenen Faktoren ab. Möglicherweise sind die höheren Langeweile-Ausgangswerte von neurotizistischen, wenig extravertierten und unspontanen Individuen auf ein geringeres Kohärenzgefühl, geringere emotionale Stabilität, geringere Selbstwirksamkeit, oder auch geringeres Wohlbefinden zurückzuführen. Offenbar empfanden die Probanden die bewusst unangenehmer gewählten Reize positiver, als weiter anhaltende Monotonie. Unbesorgtere Persönlichkeiten stimulierten sich eher, es schien sich jedoch um keine impulsive Entscheidung zu handeln. Hauptmotivatoren waren offenbar Langeweile und Neugierde. Auch ohne Nachweis einer Assoziation zwischen Langeweile und der Schmerzwahrnehmung in dieser Arbeit ist ein Zusammenhang weiterhin denkbar. Zukünftige Arbeiten sollten eine abgewandelte Langeweileinduktion verwenden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Introduction: Boredom is a state that is experienced negatively. Despite its omnipresence, it has not been adequately explored. Obtaining boredom is challenging. Boredom alters perception and influences fundamental body functions. In some cases, self-harming behaviour can even become more attractive than monotony. The thesis aims to investigate the personality characteristics of healthy probands, ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Introduction: Boredom is a state that is experienced negatively. Despite its omnipresence, it has not been adequately explored. Obtaining boredom is challenging. Boredom alters perception and influences fundamental body functions. In some cases, self-harming behaviour can even become more attractive than monotony. The thesis aims to investigate the personality characteristics of healthy probands, that are associated with the development of boredom in a stimulus-poor environment. What triggers self-injury (electrical shocks) in such situations? Can boredom affect our pain perception?
Methods: The experimental group spent thirty minutes in a low-stimulation environment without any opportunity to engage in activities. The control group had access to magazines. An electrostimulator was accessible to all participants. Self-administered electrical stimuli were recorded. Before and after the thirty-minute period, different pain thresholds and the pain tolerance were measured, alongside psychometric evaluations of boredom, nonsuicidal self-injury, sensation seeking, big five, curiosity and spontaneity.
Results: Our induction did not lead to an increase in boredom. Those with higher initial boredom levels tended to be more neuroticistic, less extraverted and less spontaneous. The application of electrical stimuli was more likely in less neuroticistic test persons. Although more participants in the boredom condition and more men chose to stimulate themselves, no significant associations were discovered. Our experiment did not demonstrate a clear correlation between boredom and pain perception.
Discussion: The induction of boredom depends on several factors. Higher initial boredom levels in neuroticistic, little extraverted and little spontaneous individuals could be explained by lower sense of coherence, lower emotional stability, lower self-efficacy or lower levels of well-being. The participants may have found the electrical stimuli (which obviously were deliberately chosen more unpleasant) more comfortable than continuing with the monotony. More unconcerned personalities rather appeared to stimulate themselves, although it may not have been an impulsive decision. Seemingly, the main motivations were boredom and curiosity. Even in the absence of an association between boredom and pain perception in this paper, a correlation remains possible. Subsequent projects should use a revised boredom induction.