Zusammenfassung
Regensburg - Vom „Prüfstein für das kulturelle Gewissen Deutschlands“ zur stolzen Welterbestadt. Nur einen Teil dieses langen Weges, nämlich die Jahre zwischen 1950 und 1975, beschreibt der vorliegende Band. Doch ist es zweifellos der spannendste, geprägt von Abbrüchen, Brüchen wie tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen, von einer im Bombenkrieg des Zweiten Weltkrieges praktisch unzerstört ...
Zusammenfassung
Regensburg - Vom „Prüfstein für das kulturelle Gewissen Deutschlands“ zur stolzen Welterbestadt. Nur einen Teil dieses langen Weges, nämlich die Jahre zwischen 1950 und 1975, beschreibt der vorliegende Band. Doch ist es zweifellos der spannendste, geprägt von Abbrüchen, Brüchen wie tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen, von einer im Bombenkrieg des Zweiten Weltkrieges praktisch unzerstört gebliebenen Altstadt am Rande des wirtschaftlichen Ruins, ebenso zeitgemäßen wie brachialen Verkehrskonzepten zu ihrer Rettung, einer nicht selten eher hilflos agierenden Denkmalpflege, ´Brückenkrieg´ und oppositionellen Bürgergruppen. Noch nicht einmal vierzig Jahre ist es her, daß auf der ersten Sitzung des Nationalen Komitees der Bundesrepublik Deutschland für das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 am 7. Dezember 1973 gerade auch der Vertreter der Denkmalpfleger Bayerns mit seinem Votum verhinderte, daß die (eine Arbeitsgemeinschaft bildenden) Städte Regensburg, Bamberg und Lübeck als „Schwerpunktförderungsorte 1975“ in die Reihe der europäischen Beispielorte aufgenommen wurden.
Der vorliegende Band ist weder ein Buch über Denkmalpflege noch über Verkehrsplanung im technischen Sinn. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die an den Prozessen beteiligten Institutionen: Regierungen, Behörden, Ämter und Verbände, Gruppen und Einzelpersonen, die (nicht selten aus konträrem Blickwinkel) Entscheidungen begründeten oder mittrugen. Nicht alleine die Ergebnisse - die Tatsache, daß hier ein weiteres Gebäude abgerissen und dort eine Brücke nicht gebaut wurde - also interessieren, sondern vielmehr die hinter ihnen stehenden Ideologien, Haltungen und Konzeptionen, wenn nicht sogar die Eitelkeiten, Fähigkeiten und Unfähigkeiten der jeweiligen Entscheidungsträger; letztlich die Frage, warum und unter welchen Bedingungen eine Entscheidung so und nicht anders erfolgte. Wo das Buch die unterschiedlichen Wertehaltungen wie menschengerechte versus verkehrsgerechte Altstadt einer jüngeren mit denen der institutionell besser verankerten älteren Generation konfrontiert, liefert es zugleich einen allgemeinen Beitrag zur politischen Kultur der unruhigen Zeit zwischen 1965 und 1975.