Zusammenfassung (Deutsch)
Ziel dieser Studie war es, aggressives Verhalten in der Psychiatrie näher zu untersuchen. Neben der Identifizierung prognostischer Faktoren durch Vergleich verschiedener Patientengruppen in divergenten Behandlungssettings sollten aggressive Verhaltensweisen in Abhängigkeit von Patienten-, Personal- und Umgebungsmerkmalen erfasst werden. Die Stichprobe rekrutierte sich aus 223 Patienten mit ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Ziel dieser Studie war es, aggressives Verhalten in der Psychiatrie näher zu untersuchen. Neben der Identifizierung prognostischer Faktoren durch Vergleich verschiedener Patientengruppen in divergenten Behandlungssettings sollten aggressive Verhaltensweisen in Abhängigkeit von Patienten-, Personal- und Umgebungsmerkmalen erfasst werden. Die Stichprobe rekrutierte sich aus 223 Patienten mit verschiedenen psychiatrischen Diagnosen, welche innerhalb des halbjährigen Erhebungszeitraums stationär in das Bezirksklinikum Regensburg aufgenommenen wurden. Dabei wurden zwei offene Stationen und eine beschützte allgemeinpsychiatrische Station einbezogen. Bei Aufnahme sowie kurz vor Entlassung kamen der Selbstbeurteilungsbogen FEPAA-E und eine erstellte Checkliste zur Fremdbeurteilung von Aggression und Aggressivität zum Einsatz, zudem wurden Blutglucosespiegel und Serumcholesterinkonzentration bestimmt. Des Weiteren wurden innerhalb des sechsmonatigen Untersuchungszeitraums alle aggressiven Zwischenfälle auf drei Stationen mit Hilfe eines hierfür erstellten Fragebogens, unter anderem bestehend aus OAS und SOAS-R, erfasst.
30,04% der aufgenommenen Patienten wurden insgesamt 147 Mal aggressiv auffällig. 41,50% der Vorfälle ereigneten sich im offenen Setting, 58,50% im beschützten. Von den 67 Patienten fielen 41,79% als Wiederholungstäter auf. Insgesamt wurden 25,85% leicht-, 42,18% mittel- und 31,97% schwergradige Übergriffe registriert, welche meist auf die Psychopathologie als Ursache zurückgeführt werden konnten. Neben selten vorkommender Autoaggression und aggressivem Verhalten gegenüber Gegenständen, wurden überwiegend verbale Angriffe, gefolgt von tätlichen Übergriffen, welche jedoch nur selten schwerwiegende Verletzungen zur Folge hatten, dokumentiert. Während Mitpatienten in ca. einem Viertel der Vorfälle zum Opfer wurden, wurde allen voran Pflegepersonal angegriffen. Es zeigte sich eine Häufung aggressiver Ereignisse zu bestimmten Tageszeiten, teils mehrmals täglich auf der gleichen Station sowie im Zusammenhang mit geringer personeller Besetzung. Zwangsmaßnahmen und Gespräche wurden als häufigste Interventionen angewandt.
Als Prädiktorvariablen aggressiven Verhaltens konnten die Faktoren „alleinstehend“, „Wohnform Heim“, „unfreiwillige Klinikeinweisung“, „beschützte Aufnahmestation“, „häufige Klinikaufenthalte“, „längere stationäre Verweildauer“, „höhere Zahl an Verlegungen“ und „Entlassung aus dem beschützten Setting“ identifiziert werden. Hochsignifikant zeigten sich auch viele psychopathologische Faktoren und der GAF-Wert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The aim of this study was to investigate aggressive behaviour in the inpatient psychiatric setting. In addition to the identification of prognostic factors through the comparison of different patient groups from different inpatient settings, aggressive behaviour should be evaluated in the context of patient, personnel and environmental factors.
The sample of 223 inpatients with various ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The aim of this study was to investigate aggressive behaviour in the inpatient psychiatric setting. In addition to the identification of prognostic factors through the comparison of different patient groups from different inpatient settings, aggressive behaviour should be evaluated in the context of patient, personnel and environmental factors.
The sample of 223 inpatients with various psychiatric diagnoses was recruited from two open and one closed psychiatric wards. The data was collected over the course of 6 months in 2007.
The following instruments were used: 1) the self-assessment for empathy, altruism, legitimation and inhibition of aggression (FEPAA-E), 2) a checklist based on psychopathological symptoms for the assessment of aggression and aggressivity,
3) measurement of serum glucose level and cholesterol level and 4) a standardized documentation of all episodes of aggressive behaviour in the three wards over the 6 month period.
30.04% of the inpatients showed a total of 147 episodes of aggressive behaviour. 41.50% of the episodes occurred in the open two wards, 58.50% in the closed ward. 41.79% of the 67 patients with aggressive behaviours demonstrated repeated episodes. 25.85% mild, 42.18% moderate and 31.97% severe aggressive episodes were assessed. The majority of episodes can be attributed to the psychopathology. Auto-aggressive behaviours and aggressive behaviour against objects occurred rarely. Verbally aggressive behaviours were predominant, followed by physical violence. Nursing staff were the most frequently assaulted group. Approximately 25% of all assaults were directed toward other patients. A concentration of aggressive behaviours occurred at specific times of day, frequently in the same ward on the same day and in relationship to low personnel numbers. Restrictive measures and verbal mediation were the most frequently used methods of intervention.
The following factors could be identified as predictors for violence: unmarried status, residential placement, involuntary hospitalization status, closed ward admission, history of repeated admissions, extended hospitalization, frequent inter-ward transfers during hospitalization and discharge from a closed ward. Various psychopathological symptoms and their severity level as well as GAF-value were also significant predictors for aggressive behaviour.