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- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-276639
- DOI to cite this document:
- 10.5283/epub.27663
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (Habilitation) |
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Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 22 February 2013 |
Referee: | Prof. Dr. Alf Zimmer and Prof. Dr. Dr. Boris Velichkovsky and Prof. Dr. Claus-Christian Carbon |
Date of exam: | 2012 |
Institutions: | Human Sciences > Institut für Psychologie > Alumni or Retired Professors > Lehrstuhl für Psychologie (Allgemeine und Angewandte Psychologie) - Prof. Dr. Alf Zimmer |
Interdisciplinary Subject Network: | Not selected |
Keywords: | Attraktivität, Schönheit, Gesicht, Durchschnittlichkeit, Durchschnittsgesichter, Symmetrie, Asymmetrie, sexueller Dimorphismus, Maskulinität, Femininität, Kindchenschema, Durchschnittshypothese, Morphing, Composites, Chimärengesichter, Raffael-Effekt, Gesichtsprofil, Methodenartefakte, attractiveness, beauty, facial attractiveness, facial beauty, face, averageness, average faces, symmetry, asymmetry, sexual dimorphism, masculinity, femininity, babyface, babyfaceness, average hypothesis, morphing, composites, chimeric faces, distinctiveness, Raffael effect, facial profile, replication, scientific method |
Dewey Decimal Classification: | 100 Philosophy & psychology > 150 Psychology 300 Social sciences > 300 Social sciences 500 Science > 570 Life sciences |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 27663 |
Abstract (German)
Hintergrund: In der vorliegenden Arbeit wurden die drei wichtigsten Theorien der Attraktivitätsforschung zur Attraktivität von Gesichtern umfassend untersucht: (1) Die Durchschnittshypothese, nach der ein Gesicht dann besonders attraktiv sein soll, wenn seine Gesichtsproportionen dem mathematischen Durchschnitt einer Population entsprechen, (2) die Symmetrie-Hypothese, nach der attraktive ...
Abstract (German)
Hintergrund: In der vorliegenden Arbeit wurden die drei wichtigsten Theorien der Attraktivitätsforschung zur Attraktivität von Gesichtern umfassend untersucht: (1) Die Durchschnittshypothese, nach der ein Gesicht dann besonders attraktiv sein soll, wenn seine Gesichtsproportionen dem mathematischen Durchschnitt einer Population entsprechen, (2) die Symmetrie-Hypothese, nach der attraktive Gesichter sich durch hohe Symmetrie auszeichnen sollen, sowie (3) die Theorie des sexuellen Dimorphismus, nach der Frauengesichter besonders attraktiv sein sollen, wenn sie typisch feminin aussehen und Männergesichter, wenn sie typisch maskulin aussehen. Insgesamt wurden 20 verschiedene Untersuchungen durchgeführt.
Methoden: Die Durchschnittshypothese wurde mit insgesamt sechs Experimenten mit einem qualitativ hochwertigen Stimulusmaterial und einer sehr systematischen und gründlichen Methodik getestet. Mit Hilfe von Morphing-Software wurde die Durchschnittlichkeit von Gesichtern experimentell manipuliert. Es wurden Männer- und Frauengesichter untersucht, Gesichter in der Frontal- und Profilansicht, Gesichter mit den charakteristischen Morphing-Artefakten einer glatten, makellosen Haut und Gesichter ohne jegliche Texturunterschiede (Schattenprofile). Durchschnittlichkeit wurde systematisch manipuliert anstatt wie bei der Mehrzahl früherer Untersuchungen über wenig valide distinctiveness-Ratings erfasst.
Der Einfluss von Symmetrie auf die Attraktivität von Gesichtern wurde ebenfalls äußerst gründlich und systematisch mit verschiedenen Methoden untersucht. Insgesamt wurden dazu neun Untersuchungen durchgeführt. Dabei kamen sämtliche Methoden (mit Ausnahme von anthropometrischen Gesichtsvermessungen) zum Einsatz, mit denen auch in bisherigen Studien ein Einfluss von Symmetrie auf Attraktivität untersucht worden war: Experimentelle Verfahren mit symmetrischer Optimierung von Gesichtern durch Chimärengesichter, Morphing-Software (mit und ohne Neuberechnung der Textur), jeweils in Paarvergleichsexperimenten oder Rating-Experimenten im Between-Subjects Design sowie korrelative Verfahren mit Quantifizierungen des Ausmaßes an Symmetrie durch direkte Symmetrie-Ratings oder Ähnlichkeitsratings von separaten Gesichtshälften bzw. Chimärengesichtern. Zur Anwendung kamen ebenfalls verschiedene Methoden der Datenauswertung, nämlich Verfahren mit und ohne Reduktion von Versuchspersonen-Urteilsvarianz.
Die Theorie des sexuellen Dimorphismus wurde mit drei Experimenten überprüft, bei denen weibliche und männliche erwachsene Gesichter mit Hilfe von Morphing-Software an die Proportionen des Kindchenschemas angenähert und dadurch kindlicher bzw. femininer gemacht wurden.
In zwei abschließenden Experimenten wurden die drei Hypothesen direkt gegeneinander getestet, indem mit Morphing-Software die Gesichter von Originalgesichtern entweder durchschnittlicher, perfekt symmetrisch oder femininer gemacht wurden und von Versuchspersonen nach Attraktivität in eine Rangreihenfolge gebracht (Vergleich 1) bzw. in einem Between-Subjects Design auf Ratingskalen nach Attraktivität bewertet wurden (Vergleich 2).
Ergebnisse: Die Ergebnisse zur Durchschnittshypothese zeigten übereinstimmend, dass der Attraktivitätszugewinn bei gemorphten Composites zum größten Teil auf die Bildverarbeitungsartefakte der makelloseren Haut und nicht auf durchschnittlichere Gesichtsproportionen zurückzuführen war. Die attraktivsten Gesichter waren Composites aus wenigen attraktiven Originalgesichtern (= „Raffael-Effekt“). Diese Composites zeigten Gesichtsmerkmale, die sich klar vom Durchschnitt unterschieden.
Die durchgeführten neun Untersuchungen zur Symmetrie haben klar gezeigt, dass die Effekte der Symmetrie auf die Attraktivität von Gesichtern in Richtung, Größe und Signifikanz stark von der jeweils verwendeten Untersuchungsmethode abhängen. Dies ist das wichtigste Ergebnis der Untersuchungsreihe. Die Unterschiede bei Richtung und Größe der Effektstärke waren teilweise so erheblich, dass der Schluss gezogen werden muss, dass vermeintliche Einflüsse von Symmetrie auf die Attraktivität von Gesichtern in erster Linie auf Methodenartefakten basieren. Dieser Schluss ist besonders zwingend, weil bei allen Studien Gesichter derselben 30 Stimuluspersonen verwendet wurden und alle Versuchspersonenstichproben hinsichtlich Größe und Zusammensetzung gleich waren. Insgesamt führt dies zur der Schlussfolgerung, dass die Symmetrie-Hypothese als widerlegt angesehen werden muss.
Die Theorie des sexuellen Dimorphismus ließ sich für Frauengesichter bestätigen. Frauengesichter, die an das Kindchenschema angenähert und damit femininer gemacht worden waren, wurden klar attraktiver beurteilt. Männergesichter hingegen, die auf dieselbe Weise femininisiert worden waren, wurden entgegen der Voraussage der Theorie kaum schlechter bewertet, sondern (abhängig von der Attraktivität der Originalgesichter) gleich attraktiv oder attraktiver.
Diskussion: Als Gesamtergebnis muss festgestellt werden, dass alle drei Theorien die Attraktivität von Gesichtern bei Weitem nicht so überzeugend erklären können, wie die Mehrzahl der publizierten Forschungsarbeiten suggeriert. Die Theorie des sexuellen Dimorphismus ließ sich nur für Frauengesichter bestätigen, die Attraktivitätssteigerung gemorphter Durchschnittsgesichter ließ sich auf Morphing-Artefakte einer glatteren, makelloseren Haut zurückführen (während die attraktivsten Gesichter Merkmale aufwiesen, die sich systematisch vom Durchschnitt unterschieden), und die natürlichen (nicht-pathologischen) Asymmetrien von Gesichtern spielten für die Attraktivitätsbewertung keine Rolle.
Durch das systematische Variieren von Untersuchungsmethoden wurde zusätzlich demonstriert, wie sich verschiedene Methoden im Versuchsdesign (z. B. Paarvergleich versus Rating), bei der Erzeugung von Stimuli oder bei der Datenanalyse auf Signifikanz und Effektgröße von Ergebnissen zur Gesichterattraktivität auswirken. Die vorliegende Arbeit weist damit auch nach, dass zahlreiche Befunde früherer Studien zur Attraktivität von Gesichtern in Wirklichkeit auf Methodenartefakte zurückzuführen sind.
Metadata last modified: 26 Nov 2020 03:08