| Lizenz: Creative Commons Namensnennung 4.0 International (6MB) |
- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-444354
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.44435
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 19 Februar 2021 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Klaus Lange |
Tag der Prüfung: | 11 Dezember 2020 |
Institutionen: | Humanwissenschaften > Institut für Psychologie Humanwissenschaften > Institut für Psychologie > Lehrstuhl für Psychologie III (Biologische, Klinische und Rehabilitationspsychologie) - Prof. Dr. Klaus W. Lange |
Stichwörter / Keywords: | Pedophilia; Child Sexual abuse; Child Sexual Abuse Images; Risk Factors |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie > 150 Psychologie |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 44435 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen pädophiler Neigung, Kinderpornografiekonsum und sexuellem Kindesmissbrauch wurden zum jetzigen Zeitpunkt nicht als direkte Kausalitäten bestätigt. Vielmehr spielen zusätzliche Risikofaktoren eine wichtige Rolle beim Übergang von Pädophilie über Kinderpornografiekonsum bis hin zum sexuellen Übergriff auf ein Kind. Als solche Faktoren wurden diverse ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen pädophiler Neigung, Kinderpornografiekonsum und sexuellem Kindesmissbrauch wurden zum jetzigen Zeitpunkt nicht als direkte Kausalitäten bestätigt. Vielmehr spielen zusätzliche Risikofaktoren eine wichtige Rolle beim Übergang von Pädophilie über Kinderpornografiekonsum bis hin zum sexuellen Übergriff auf ein Kind. Als solche Faktoren wurden diverse psychologische, sozioaffektive, und situative Merkmale mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen untersucht. Gruppenvergleiche zwischen justizbekannten Kinderpornografienutzern und anderen Gruppen von Sexualstraftätern (insb. Kindesmissbraucher, Täter beider Delikte, Vergewaltiger etc.) konnten spezifische Merkmale bei Tätern identifizieren, die für ein Delikt verhaftet oder verurteilt wurden. Gruppenvergleiche zwischen der Justiz nicht bekannten Kinderpornografienutzern und anderen Gruppen von Sexualstraftätern konnten auf Merkmale von Tätern hinweisen, die ein Delikt zugeben und diesbezüglich vielleicht sogar therapeutische Unterstützung suchen. Längsschnittstudien erlaubten Aussagen darüber, ob diese im Querschnitt ermittelten Merkmale auch zukünftige justizbekannte Delikte (aktenbasierte Längsschnittstudien) bzw. der Justiz nicht bekannte Rückfälle (Dunkelfeldbefragungen im Längsschnitt) vorhersagen können. Im Rahmen der folgenden Arbeit wird angestrebt, unterschiedliche methodische Ansätze anzuwenden, um das Hellfeld (polizeilich bekannte Delikte) und das Dunkelfeld (polizeilich unbekannte Delikte) bezüglich Risikofaktoren für Kinderpornografiekonsum und sexuellen Kindesmissbrauch zu beleuchten und dadurch Möglichkeiten zur Rückfallminimierung aufzuzeigen. Konkret wird die Gruppe der Täter mit Kinderpornografiekonsum und sexuellem Missbrauchsdelikt auf mögliche Risikofaktoren im Vergleich zur Gruppe der Kinderpornografienutzer ohne zusätzliches Missbrauchsdelikt systematisch untersucht.
In einer ersten Pilotstudie wurde das „Kategoriensystem zur Beurteilung von Kinderpornografiesammlungen rev.“ (Schuhmann & Osterheider, 2010) anhand der Analyse von 10 forensisch-psychiatrischen Gutachten im Bereich der Kinderpornografienutzung und/oder des sexuellen Kindesmissbrauchs auf Interrater-Reliabilität geprüft und validiert. Das „Kategoriensystem zur Beurteilung von Kinderpornografiesammlungen rev.“ (Schuhmann & Osterheider, 2010) besteht aus zwei Teilen, die 20 (Risiko-) Faktoren für Täterverhalten von Kinderpornografienutzern und/oder Kindesmissbrauchern systematisch umfassen. Eine hohe Interrater-Reliabilität zwischen den beiden Ratern wurde festgestellt. Hiermit wurde bestätigt, dass die strukturierte Analyse von Tätermerkmalen und von kinderpornografischen Darstellungen empfehlenswert ist.
In Studie I wurden die Rückfälle von Kinderpornografienutzern, Kindesmissbrauchern und Tätern beider Delikte anhand der Analyse von Bundeszentralregistereinträgen im Zeitrahmen von fünf Jahren systematisch untersucht. Es stellte sich heraus, dass sowohl beim Indexdelikt als auch beim Rückfall die Gruppe der Täter mit beiden Delikten im Hellfeld stark unterrepräsentiert ist und dass sie gleichzeitig deutlich höheres Risiko trägt, mit einem Sexualdelikt rückfällig zu werden als die Gruppen der Kinderpornografienutzer und der Kindesmissbraucher.
In Studie II wurde die Gruppe der Kinderpornografienutzer mit zusätzlichem Missbrauchsdelikt im Dunkelfeld anhand einer Aktenanalyse mit dem „Kategoriensystem zur Beurteilung von Kinderpornografiesammlungen rev.“ (Schuhmann & Osterheider, 2010) im Vergleich zu Kinderpornografienutzern ohne zusätzliches Missbrauchsdelikt untersucht. Obwohl sich die beiden Tätergruppen im Dunkelfeld bezüglich mehrerer sozialer und psychologischer Merkmale ähnelten, konnten zusätzliche Risikofaktoren festgestellt werden, bei denen sich die Tätergruppen signifikant voneinander unterschieden.
Zusammenfassend konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit wichtige Erkenntnisse über zusätzliche Risikofaktoren für Kindesmissbrauchsdelikte bei Kinderpornografienutzern untersucht und aufgezeigt werden. Diese Erkenntnisse sind für Implikationen für polizeiliche Ermittlungsarbeit, Prävention und Therapiemaßnahmen von Bedeutung. Weitere Forschung im Bereich der Risikofaktoren innerhalb der untersuchten Gruppen mit verbesserten methodischen Ansätzen scheint empfehlenswert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The associations between pedophilia, child abuse images use, and child sexual abuse have not been confirmed as direct causalities at this time. Rather, additional risk factors play an important role in the transition from pedophilia to child abuse images use to child sexual assault. As such factors, various psychological, socioaffective, and situational characteristics were examined using ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The associations between pedophilia, child abuse images use, and child sexual abuse have not been confirmed as direct causalities at this time. Rather, additional risk factors play an important role in the transition from pedophilia to child abuse images use to child sexual assault. As such factors, various psychological, socioaffective, and situational characteristics were examined using different methodological approaches. Group comparisons between child abuse images users known to the justice system and other groups of sexual offenders (esp. child abusers, perpetrators of both offenses, rapists, etc.) were able to identify specific characteristics in offenders who were convicted for a crime. Group comparisons between child abuse images users not known to the justice system and other groups of sex offenders could indicate characteristics of offenders who admit to an offense and may even seek therapeutic assistance in this regard. Longitudinal studies allowed conclusions to be drawn about whether these cross-sectional characteristics could also predict future offenses known to the justice system (file-based longitudinal studies) or recidivism not known to the justice system (longitudinal dark field surveys). In the following work, different methodological approaches were applied to illuminate the bright field (offenses known to the police) and the dark field (offenses unknown to the police) with regard to risk factors for child abuse images use and child sexual abuse, and thus to identify possibilities for minimizing recidivism. Specifically, the group of offenders with child abuse images use and child sexual abuse offenses were systematically examined for possible risk factors in comparison to the group of child abuse images users without additional abuse offenses.
In an initial pilot study, the "Category System for The Assessment of Child Abuse Images Collections rev." (Schuhmann & Osterheider, 2010) was and validated for interrater reliability by analyzing 10 forensic psychiatric reports in the area of child abuse images use and/or child sexual abuse. The "Category System for the Assessment of Child Abuse Images Collections rev." (Schuhmann & Osterheider, 2010) consists of two parts that systematically encompass 20 (risk) factors for perpetrator behavior of child abuse images users and/or child sexual abusers. A high interrater reliability between the two raters was found. Hereby, it was confirmed that the structured analysis of offender characteristics and child abuse images is recommendable.
Study I systematically examined the recidivism of child abuse images users, child abusers, and offenders of both offenses by analyzing federal central registry records in Germany over a five-year time frame. It was found that for both the index offense and recidivism, the group of offenders with both offenses is severely underrepresented in the bright field, and that at the same time they are at significantly higher risk of recidivism with a sexual offense than the groups of child abuse images users and child abusers.
In Study II, the group of child abuse images users with an additional abuse offense in the dark field was analyzed on the basis of a file analysis with the "Category System for The Assessment of Child Abuse Images Collections rev.” (Schuhmann & Osterheider, 2010) compared to child abuse images users without an additional abuse offense. Although the two offender groups were similar in the dark field with respect to several social and psychological characteristics, additional risk factors could be identified where the offender groups differed significantly from each other.
In summary, important findings about additional risk factors for child abuse offenses among child abuse images users could be investigated and highlighted in the context of the present study. These findings are important for implications for police investigative work, prevention, and psychotherapy. Further research in the area of risk factors within the studied groups with improved methodological approaches seems recommendable.
Metadaten zuletzt geändert: 19 Feb 2021 07:12