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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-550184
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.55018
Preis: 55,00 €
Buchbestellung
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | "University Press" |
Datum: | 12 Februar 2024 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Björn Hansen |
Tag der Prüfung: | 14 Februar 2022 |
Institutionen: | Sprach- und Literatur- und Kulturwissenschaften > Institut für Slavistik Sprach- und Literatur- und Kulturwissenschaften > Institut für Slavistik > Lehrstuhl für slawistische slavische Philologie | Sprach- und Kulturwissenschaft (Prof. Dr. Björn Hansen) |
Stichwörter / Keywords: | Sprachkontakt, Mehrsprachigkeit, Valenz, russisch-deutsch Bilinguale |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 400 Sprache > 490 Andere Sprachen |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 55018 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Studie bietet eine Reihe von methodischen und inhaltlichen Anknüpfungspunkten für die Untersuchung der Valenzstrukturen der russischen Verben in der Sprache der russisch-deutschen Bilingualen in Deutschland an. Das Hauptziel der vorliegenden Studie war es, unter Verwendung von theoretischem Wissen im Bereich Valenz und Sprachkontakt und empirischer Daten, die für die vorliegende ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Studie bietet eine Reihe von methodischen und inhaltlichen Anknüpfungspunkten für die Untersuchung der Valenzstrukturen der russischen Verben in der Sprache der russisch-deutschen Bilingualen in Deutschland an.
Das Hauptziel der vorliegenden Studie war es, unter Verwendung von theoretischem Wissen im Bereich Valenz und Sprachkontakt und empirischer Daten, die für die vorliegende Untersuchung gesammelt wurden, die wichtigsten Forschungsfragen hinsichtlich der Veränderung der Valenz der russischen Verben bei russisch-deutschen Bilingualen zu beantworten. An der Untersuchung haben insgesamt 63 Russischsprecher/-innen aus Deutschland und 30 Russischmuttersprachler/-innen aus Russland (Kontrollgruppe) teilgenommen.
Jede Testperson sollte 87 Sätze mit den vorgegebenen Verben und anderen Stimuli bilden und aufschreiben. Während der Datenauswertung wurden insgesamt 584 einzelne Valenzabweichungen (VA) bzw. 529 Sätze mit VA entdeckt, was bei den Testpersonen in Deutschland 9,3 % von der Anzahl aller erwarteten Sätze ausmacht.
Bei laufender Datenanalyse wurde eine Klassifikation der VA erstellt, die darauf hindeutet, dass die VA unterschiedlicher Entstehungsnatur sind. Etwa ein Viertel (26,6 %) aller VA sind durch den Sprachkontakt entstanden und können als Teil- bzw. vollständige Replikationen bezeichnet werden. Zirka ein Sechstel aller VA der Russischsprecher/-innen in Deutschland können mit den psycholinguistischen Modellen der Sprachproduktion erklärt werden. Die meisten VA sind durch die Verwendung eines falschen Kasus oder durch die Verwendung einer falschen Präposition zustande gekommen, wobei die Natur der Entstehung dieser VA meistens unklar bleibt.
Die Daten zeigen, dass 43,6 % aller VA mit der Realisation eines falschen Kasus verbunden sind, wobei der nicht oblique Kasus, also Nominativ, stabil bleibt. Fast alle obliquen Kasus wurden durch die restlichen fünf ersetzt. Trotz aller Kasus-VA lässt sich der Abbau bzw. die Erosion des Kasussystems des Russischen bei Herkunftssprecher/-innen konstatieren, obwohl laut des t-Tests die Veränderungen im Kasussystem jedoch nicht signifikant sind. Es kann vermutet werden, dass die Kasusveränderungen nicht an dem Kasus selbst liegen, sondern eher mit der Valenzstruktur des Verbs, dessen Semantik und/oder der Verbfrequenz zusammenhängen. So ist anzunehmen, dass die Abweichungen im Kasussystem durch den unvollständigen Spracherwerb des Russischen hervorgerufen werden können.
Außerdem sind die VA im Präpositionssystem des Russischen in Deutschland festzustellen (27 %), wobei die Präposition entweder fehlt, überflüssig ist oder durch eine andere Präposition ersetzt werden kann. Während der Abweichungsanalyse wurde ersichtlich, dass die Herkunftssprecher/-innen, wenn sie sogar eine falsche Präposition verwenden, trotzdem zu der Realisation des Kasus neigen, den die verwendete Präposition regiert. Daraus lässt sich behaupten, dass sie über ein Feingefühl hinsichtlich des Kasussystems des Russischen verfügen.
Im Laufe der Untersuchung wurde mit Hilfe mehrerer Poisson-Regressions die Korrelation zwischen der Anzahl der VA und folgenden Faktoren bewiesen: der Frequenz der russischen Verben im Nationalkorpus des Russischen, Polysemie des russischen Verbs, die Anzahl der Valenzstrukturen (Apresjan/Páll) und die Polysemie des deutschen Äquivalentverbs, Einreisealter, die Sprache der ersten Einschulung, Geschlecht, dominante Sprache, Bildung in russischer Sprache, die Variable der Häufigkeit der Sprachproduktion in russischer Sprache.
Die Datenanalyse zeigt, dass das sensible Einreisealter angesichts der Anzahl der VA in der Altersspanne zwischen acht und elf Jahren liegt. Ab dem Einreisealter 12 Jahre gleicht die Anzahl der VA der Russischsprecher/-innen in Deutschland der Anzahl der VA der Kontrollgruppe aus Russland.
Bei dem Vergleich der Hauptuntersuchungsgruppe in Deutschland und der Kontrollgruppe in Russland lässt sich feststellen, dass sich in der Sprache der Russischsprecher/-innen in Deutschland mehrere VA finden lassen, die auch vielfältiger als die VA der Kontrollgruppe aus Russland sind. D.h. die VA der Russischsprecher/-innen in Deutschland weisen alle Typen und Untertypen der in der vorliegenden Studie dargelegten Klassifikation der VA-Typen auf. Die Mehrheit der VA der Kontrollgruppe lässt sich mit den psycholinguistischen Modellen der Sprachproduktion erklären.
Die vorliegende Studie leistet eine Pionierarbeit in der Untersuchung der VA bei bi- bzw. multilingualen Personen und kann als Basis für weitere Untersuchungen der Verbvalenzabweichungen im Sprachkontakt gesehen werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The present study offers a number of methodological and content-related to the starting points for the investigation of the valency structures of Russian verbs in the language of Russian-German bilinguals in Germany. The main aim of the present study was to answer some research questions regarding changes in the valency of Russian verbs in Russian-German bilinguals. In order to achieve this ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The present study offers a number of methodological and content-related to the starting points for the investigation of the valency structures of Russian verbs in the language of Russian-German bilinguals in Germany.
The main aim of the present study was to answer some research questions regarding changes in the valency of Russian verbs in Russian-German bilinguals. In order to achieve this goal, the theoretical knowledge in the field of valency and language contact on the one hand and the empirical data collected for the present study on the other hand were applied. A total of 63 Russian speakers from Germany and 30 native Russian speakers from Russia (control group) took part in the investigation.
Each tested person should form and write down 87 sentences with the given verbs and other stimuli. During the data validation, 584 individual valency deviations (VDs) or 529 sentences with VDs were found, which accounts for 9.3% of the number of all expected sentences for the test subjects in Germany.
Ongoing data analysis led to a classification of the VDs, which indicates that the VDs have different origins. Around a quarter (26.6 %) of all VDs are the result of language contact and can be described as partial or complete replications. Approximately one sixth of all VDs of Russian speakers in Germany can be explained by the psycholinguistic models of language production. Most VDs are caused by the use of an incorrect case or by the use of an incorrect preposition, although the origin nature of these VDs usually remain unclear.
The data shows that 43.6% of all VDs are associated with the realization of an incorrect case, with the non-oblique case, i. e. nominative case remains stable. Almost all oblique cases were replaced by the remaining five. Despite all the cases of VDs, the reduction or erosion of the case system of Russian among native speakers can be observed, because according to the results of the t-test the changes in the case system are not significant. It can be assumed, that the case changes are not due to the case itself, but rather to the valency structure of the verb, its semantics and the verb frequency. It can therefore be assumed that the deviations in the case system may be caused by incomplete language acquisition of Russian.
In addition, the VDs in the prepositional system of Russian in Germany (27%) can be found where the preposition is either missing, superfluous or can be replaced by another preposition. During the deviation analysis, it became apparent that even if the speakers of origin use an incorrect preposition, they still tend to realize the correct case by the preposition used. This suggests that they are sensitive to the case system of Russian.
In the course of the study, several Poisson regressions were used to prove the correlation between the number of VDs and the following variables: the frequency of Russian verbs in the National Corpus of Russian, polysemy of the Russian verb, the number of valency structures (Apresjan/Páll) and the polysemy of the German equivalent verb, age of entry, language of first enrollment, gender, dominant language, education in Russian, the variable of frequency of speech production in Russian.
The data analysis shows that, given the number of VDs, the sensitive age of entry lies in the age range between eight and eleven years. From the age of entry of twelve years, the number of VDs of Russian speakers in Germany equals the number of VDs of the control group from Russia.
When comparing the investigation group in Germany and the control group in Russia, we can see that several VDs are present in the language of the Russian speakers in Germany, which are also more diverse than the VDs of the control group from Russia. In other words, the VDs of Russian speakers in Germany exhibit all types and subtypes of the classification of VD-types presented in this study. The majority of the VDs in the control group can be explained with the psycholinguistic models of language production.
The present study is pioneering work in the investigation of VDs in bi- and multilingual individuals and can serve as a basis for further investigations of verb valency deviations in language contact.
Metadaten zuletzt geändert: 12 Feb 2024 12:59