In der Hochschullehre gewinnen computer- und webbasierte Kurse zunehmend an Bedeutung. Der Grund hierfür liegt u.a. in der Flexibilität, die E-Learning mit sich bringt, da bei virtuellen Lernangeboten üblicherweise weder Zeitpunkt noch Umfang der Lernzeiten festgelegt oder eingefordert werden (Artino & Jones, 2012). Die Kehrseite hierzu besteht jedoch darin, dass diese Freiheitsgrade ein hohes ...
Zusammenfassung (Deutsch)
In der Hochschullehre gewinnen computer- und webbasierte Kurse zunehmend an Bedeutung. Der Grund hierfür liegt u.a. in der Flexibilität, die E-Learning mit sich bringt, da bei virtuellen Lernangeboten üblicherweise weder Zeitpunkt noch Umfang der Lernzeiten festgelegt oder eingefordert werden (Artino & Jones, 2012). Die Kehrseite hierzu besteht jedoch darin, dass diese Freiheitsgrade ein hohes Maß an Selbstregulation beim Lernen erfordern. Darüber hinaus weisen virtuelle Lernumgebungen oft nur eine vergleichsweise geringe soziale und organisatorische Einbindung der Studierenden auf. Es ist anzunehmen, dass die besonderen Anforderungen an die Regulation des Lernens und die fehlende soziale Interaktion die Motivation der Studierenden beeinträchtigen und negative Emotionen hervorrufen. Insbesondere bei einer geringen intrinsischen Motivation muss sich die Initiierung und Aufrechterhaltung der Lernaktivitäten erheblich auf eine extrinsische Lernmotivation und eine darauf aufbauende volitionale Handlungs¬steuerung stützen (Corno, 2001). Vor dem Hintergrund eines bedürfnistheoretischen Ansatzes (z.B. Deci & Ryan, 1993) ist zu befürchten, dass solche extrinsisch motivierten Lernaktivitäten von einem negativen emotionalen Erleben begleitet werden, da die Person in diesen Phasen Handlungen ausführt, die weder mit ihren persönlichen Bedürfnissen übereinstimmen noch tätigkeits- oder gegenstandsspezifische Interessen ansprechen. In einem solchen Kontext besteht die Gefahr negativer Rückkopplungen von motivationalen Zuständen, Lernregulation und emotionalem Erleben. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass mit (subjektiv) erfolgreich regulierten Lernaktivitäten auch positive Erlebensmuster verbunden sein können.
Mit der vorliegenden Studie wurden folgende Ziele verfolgt: (a) die Analyse des zeitlichen Verlaufs des emotionalen Erlebens beim Lernen in virtuellen Seminaren; (b) die Vorhersage des emotionalen Erlebens durch Indikatoren der motivationalen Orientierung und der Lernregulation; (c) die Modellierung der Zusammenhänge zwischen dem emotionalen Erleben und der Lernregulation in Abhängigkeit der motivationalen Orientierung. Hierzu werden motivationale, volitionale und emotionale Aspekte des Lernens über den Verlauf eines Semesters längsschnittlich in einem virtuellen Seminar untersucht. Die längsschnittliche Stichprobe umfasst N=223 Studierende verschiedener Lehramtsstudiengänge und verschiedener Hochschulen. Da in den Kursen weder der Zeitpunkt noch der Umfang der Lernzeiten verbindlich kontrolliert wurden, ergaben sich erhebliche Anforderungen an die eigenständige volitionale Steuerung des Lernverhaltens. Im Laufe eines Semesters wurden motivationale Orientierungen, volitionale Kompetenzen, Handlungsregulationsprobleme und emotionale Erlebensmuster erhoben. Es wurden bedeutsame Mittelwertunterschiede des emotionalen Erlebens in den unterschiedlichen Phasen des Seminars und eine hohe interindividuelle Stabilität des emotionalen Erlebens zwischen den Phasen des Seminars festgestellt. Die Ergebnisse einer Analyse mit Strukturgleichungsmodellen zeigen z.T. Zusammenhänge zwischen motivationalen und volitionalen Prädiktoren und dem emotionalen Erleben in verschiedenen Phasen des Seminars. Ebenso wurden Zusammenhänge zwischen dem emotionalen Erleben und subjektiven Handlungsregulationsproblemen in beiden Phasen des Seminars deutlich. Diese Zusammenhänge ergaben sich z.T. in Abhängigkeit der motivationalen Orientierung der Studierenden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An increasing number of universities offers computer- or web-based learning courses. E-learning courses provide flexibility because neither the time nor the place of studying are preassigned. A potential drawback of this approach is, however, that this freedom of action requires students to self-regulate their learning activities. In addition, the preponderence of text-based learning materials ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An increasing number of universities offers computer- or web-based learning courses. E-learning courses provide flexibility because neither the time nor the place of studying are preassigned. A potential drawback of this approach is, however, that this freedom of action requires students to self-regulate their learning activities. In addition, the preponderence of text-based learning materials and the lack of social interaction might impair motivation and cause negative emotions. When motivation is low, volitional processes are necessary for action control. These processes might be accombanied by, and lead to, different emotional experiences. On the one hand, it seems likely that extrinsically motivated learning activities lead to more negative emotional experiences than intrinsically motivated activities because the person does not act in compliance with her personal needs. On the other hand, the (subjectively) successful initiation of extrinsically motivated activities might result in positive emotional experiences such as pride.
The present study was designed to examine the pattern and the process of emotional experiences across one semester, and to identify the influence of motivational orientation and self-regulation. The longitudinal sample comprises 223 teacher students from different universities attending a virtual seminar. Motivational orientation, self-regulation problems (academic procrastination) and emotional experiences (happiness, interest, dedication, satisfaction, pride, overload, frustration, worry, and shame) were assessed throughout different phases of the seminar. Structural equation modelling reveals a significant positive effect of intrinsic motivation on positive emotional experience at the beginning of the course, but when the exam comes closer, there is no significant effect. With regard to negative emotional experiences, there is no significant effect in neither of the phases. However, self-regulation problems were associated with more intense negative emotional experiences and reduced positive experiences in both phases.