| Lizenz: Creative Commons Namensnennung-KeineBearbeitung 4.0 International (4MB) |
- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-523957
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.52395
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
---|---|
Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 28 Juni 2022 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Björn Hansen |
Tag der Prüfung: | 23 Juli 2020 |
Institutionen: | Sprach- und Literatur- und Kulturwissenschaften > Institut für Slavistik > Lehrstuhl für slawistische slavische Philologie | Sprach- und Kulturwissenschaft (Prof. Dr. Björn Hansen) |
Sonstige Projekte: | DFG Exzellenzinitiative - Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien |
Stichwörter / Keywords: | koordinierte Syntagmen, Kongruenz, kroatische Herkunftssprache/conjoined noun phrases, agreement, Croatian heritage language |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 400 Sprache > 400 Sprachwissenschaft, Linguistik 400 Sprache > 490 Andere Sprachen |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 52395 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Genus- und Numeruskongruenz in der kroatischen Herkunftssprache (im Weiteren HC) in vier unterschiedlichen Sprachkontaktsituationen. Das erwähnte sprachliche Phänomen wird in zwei Ländern, nämlich in Ungarn und Österreich, d. h. im Kontakt mit der ungarischen und der deutschen Umgebungssprache, erforscht. In beiden Ländern werden jeweils zwei Gruppen von ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Genus- und Numeruskongruenz in der kroatischen Herkunftssprache (im Weiteren HC) in vier unterschiedlichen Sprachkontaktsituationen. Das erwähnte sprachliche Phänomen wird in zwei Ländern, nämlich in Ungarn und Österreich, d. h. im Kontakt mit der ungarischen und der deutschen Umgebungssprache, erforscht. In beiden Ländern werden jeweils zwei Gruppen von HerkunftssprecherInnen betrachtet: einerseits die Angehörigen der ansässigen kroatischen Minderheit und andererseits die zweite Generation kroatischer Einwanderungsfamilien. Auf diese Art und Weise ergeben sich vier Sprachkontaktsituationen, d. h. vier Sprachgemeinschaften, die sowohl miteinander als auch mit einer Kontrollgruppe kroatischer MuttersprachlerInnen bezüglich des Erwerbsniveaus der Genus- und Numeruskongruenz verglichen werden.
Die wichtigsten Forschungsfragen, denen die vorliegende Studie nachgeht, sind wie folgt: Welchen Einfluss haben die diversen Sprachkontaktsituationen auf die Kongruenz in HC? Hat die jeweilige Kontaktsprache (das Ungarische oder Deutsche) einen direkten Einfluss auf die sprachkontaktbedingte Veränderung des Kongruenzsystems der HC? Gibt es allgemeine Veränderungstendenzen, die im Kongruenzsystem der HC unabhängig von der Kontaktsprache auftreten? Wie wirkt der unterschiedliche (Minderheiten- oder EinwanderInnen-)Status auf die Stabilität des Kongruenzsystems in den jeweiligen Sprachgruppen? Ist das Kongruenzsystem bei den EinwanderInnen oder den Minderheitenangehörigen besser erhalten?
Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt mithilfe eines kombinierten, qualitativen und quantitativen Datenerhebungsverfahrens. In der ersten Phase der Untersuchung wird ein Pretest durchgeführt, der sich – anhand einer kleinen Datenmenge aus schriftlichen Aufgaben und zwei kroatischen, muttersprachlichen Korpora – der qualitativen Erforschung der Genus- und Numeruskongruenz in HC widmet. Mithilfe der qualitativen Analyse ist der vulnerabelste Bereich der Kongruenz, nämlich die Genuskongruenz zwischen koordinierten Syntagmen und ihren Prädikaten, identifiziert.
Die zweite Phase der Untersuchung fokussiert auf die noch tiefere, experimentelle Erforschung der Kongruenz zwischen koordinierten Syntagmen und ihren Prädikaten. In dieser Phase werden die Daten mithilfe von Akzeptabilitätsurteilen erhoben und der dadurch gewonnene große Datensatz mit statistischen Methoden analysiert. In der statistischen Datenanalyse werden die Ergebnisse der vier HerkunftssprecherInnengruppen miteinander und mit den Ergebnissen einer Kontrollgruppe kroatischer MuttersprachlerInnen verglichen.
Die Gruppenkontrastierung zeigt, dass sich die vier Gruppen kroatischer HerkunftssprecherInnen von der Kontrollgruppe statistisch signifikant unterscheiden, aber keinen gegenseitigen, statistisch fassbaren Unterschied aufweisen. Das bedeutet, dass im Kongruenzsystem der kroatischen Herkunftssprache generelle Entwicklungstendenzen beobachtet werden können. Diese Tendenzen treten in allen Gruppen mit einer ähnlichen Intensität auf, d. h., dass sie weder auf den direkten Einfluss der dominanten Sprache noch auf den Einfluss des Minderheiten- oder Einwandererstatus der SprecherInnen in ihrem Aufnahmeland zurückgeführt werden können. Bezüglich der allgemeinen, gruppenübergreifenden Entwicklungstendenzen kann geschlussfolgert werden, dass die jeweilige Genuskombination innerhalb des Syntagmas (z. B. Femininum+Femininum oder Femininum+Neutrum), bzw. die Kombination der Endmorpheme innerhalb des Syntagmas und am Prädikat die wichtigste Rolle für die Entstehung der Abweichungen spielen. Je komplexer/gemischter nämlich die Genuskombination innerhalb des Syntagmas ist, desto schwieriger können die Sätze von den HerkunftssprecherInnen eingestuft werden. Weiterhin hat die Wiederholung unterschiedlicher Endmorpheme mit der gleichen phonologischen Form an den zwei kombinierten Substantiven und am Prädikat (z. B. Žlic-a i vilic-a su bil-a prljav-a. ‘Löffel.F.SG und Gabel.F.SG AUX.3PL sein.PTCP.N.PL schmutzig.N.PL.NOM’ ‘Der Löffel und die Gabel waren schmutzig.’) einen hochsignifikant begünstigenden Effekt auf das Akzeptanzniveau grammatikalisch falscher Sätze bei den HerkunftssprecherInnen. Den Einfluss der phonologischen Kriterien auf die Genuszuteilung in der russischen Herkunftssprache hat Polinsky (2008a) rekonstruiert. Die vorliegende Arbeit hat ihre Erkenntnisse erweitert, indem sie den Einfluss der phonologischen Form in einem anderen Bereich, nämlich in einem morphosyntaktischen Prozess, d.h. in der Kongruenz identifiziert hat.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The present study investigates gender and number agreement in Croatian heritage language (hereafter HC) in four different language contact situations. The aforementioned linguistic phenomenon is investigated in two countries, in Hungary and Austria, i.e. in contact with Hungarian and German as majority languages. In both countries, two types of heritage speakers are considered: members of the ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The present study investigates gender and number agreement in Croatian heritage language (hereafter HC) in four different language contact situations. The aforementioned linguistic phenomenon is investigated in two countries, in Hungary and Austria, i.e. in contact with Hungarian and German as majority languages. In both countries, two types of heritage speakers are considered: members of the autochthonous Croatian ethnic minority and second-generation Croatian immigrants. The study aims at comparing those four groups with each other and with a control group of Croatian native speakers, regarding their command of gender and number agreement.
The research questions are as follows: (1) Do the four groups of heritage speakers significantly differ from the native speakers? (2) What kind of difference do the four groups of heritage speakers show in terms of their command of gender and number agreement? (3) Is there a significant difference between the German-dominant and Hungarian-dominant heritage speakers? In other words: Is the dominant language shaping the way, in which the agreement system of heritage Croatian is changing? (4) Is there a significant difference between heritage speakers, who stem from a minority group and those, who come from an immigrant community? Does the speakers’ (minority or immigrant) status have an effect on their command of gender and number agreement in their heritage language? (5) Which of the two factors, the dominant language or the speakers’ status, plays a more prominent role in the change of the agreement system of the Croatian heritage language?
To be able to give a complex answer to the research questions, different types of data were collected through a triangulation of methods. The data collection was conducted in two phases.
In the first phase, heritage speakers’ general command of gender and number agreement was tested in a written production task. The goal of the first phase was to identify the most vulnerable type of agreement, which was investigated further in the second phase of the study. The second phase concentrated on one type of agreement, i.e. on the subject-predicate agreement with conjoined noun phrases. The heritage speakers’ command of agreement patterns of conjoined noun phrases was tested with acceptability judgements, and the results of the four groups were analysed with statistical methods.
The statistical analysis shows that the difference between the four groups of Croatian heritage speakers on one hand and the control group on the other is statistically significant, however, the four groups of heritage speakers do not show a statistically significant difference from each other, i.e. a general restructuring of the agreement system of heritage Croatian can be observed. The restructuring tendencies occur with a similar intensity in all groups, i.e. they cannot be attributed either to the direct influence of the dominant language or to the influence of the speakers' minority or immigrant status.
In terms of general restructuring tendencies across all groups of Croatian heritage speakers can be concluded, that innovative agreement patterns arise depending on the gender of the nouns within the noun phrase and on the combination of the end morphemes of the conjoined nouns and the predicate. The more complex, i.e. mixed the gender combination in the noun phrase is (e.g. Feminine+Feminine vs. Feminine+Neuter), the less interpretable it is for heritage speakers. Furthermore, the combination of the end morphemes of the nouns and predicate seems to have a significant effect on the acceptability of the sentences: the more monotone the combination of the end morphemes is, the more acceptable grammatically incorrect sentences are for heritage speakers (e.g. *Žlic-a i vilic-a su bil-a prljav-a. ‘spoon.F.SG and fork.F.SG AUX.3PL sein.PTCP.N.PL dirty.N.PL.NOM’ ‘The spoon and the fork are dirty.’). The influence of phonological criteria on gender assignment in the Russian heritage language has been reconstructed by Polinsky (2008a). The present work has extended her findings by identifying the importance of phonological factors in another domain, i.e. in agreement.
Metadaten zuletzt geändert: 19 Mrz 2024 05:40